»The Kids Are Alright« - über Selbstorganisation und Hoffnung mit Esperanza in Schwäbisch Gmünd
Shownotes
»The Kids Are Alright« – ein Satz, der in den 1960ern durch die legendäre Rockband The Who geprägt wurde, war ursprünglich Ausdruck jugendlicher Selbstbehauptung in einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche. Was damals provokant klang, ist heute fast schon eine hoffnungsvolle Botschaft: Die nächste Generation weiß, was sie tut.
In dieser Folge treffen wir mit Emmy und Philip, zwei Vertreter*innen des Jugendkulturvereins Esperanza aus Schwäbisch Gmünd, einem Ort, an dem diese Haltung ganz praktisch gelebt wird. Esperanza steht für Selbstorganisation, gelebte Teilhabe und eine offene, vielfältige Jugendkultur.
Ohne starre Strukturen, mit flachen Hierarchien und viel Eigenverantwortung gestalten junge Menschen hier ihre eigenen kulturellen Räume – ob durch Konzerte, Diskussionen, politische Aktionen oder einfach durch das gemeinsame Gestalten eines Ortes für Begegnung.
Welche Herausforderungen das mit sich bringt, wieso Instagram Segen und Fluch ist und was Ingmar Hoffnung macht, erfahrt ihr in der neuen Folge »kunstundquer«.
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00:00:00: In der aktuellen Folge des Podcasts "Kunst und Quer" der Kulturregion Stuttgart haben
00:00:05: wir den schönsten Ort von Schwäbisch-Kmünd kennengelernt, nämlich das Esperanza, wo junge
00:00:11: Menschen extrem gute Sachen machen, zum Beispiel sich gegen Instagram durchsetzen, eine schöne
00:00:17: Plattform bieten, wunderbare Veranstaltungen eben inszenieren und genau einfach einen ganz,
00:00:22: ganz besonderen Ort in Kmünd erschaffen haben. Weshalb man dann doch eben wieder sagen kann,
00:00:28: the kids alright und Esperanza steht ja auch für Hoffnung und genau, die Sendung hat mir Hoffnung
00:00:33: gemacht. Willkommen in der Schaltzentrale der Kulturregion Stuttgart im wunderschönen
00:00:52: Stuttgarter Westen. Mein Name ist Ingmar, ich bin Referent für Öffentlichkeitsarbeit an
00:00:57: den Württembergischen Staatstheatern in Stuttgart. Alle zwei Monate spreche ich an dieser Stelle im
00:01:01: Podcast "Kunst und Quer" der Kulturregion Stuttgart über kulturelle und gesellschaftliche Themen und
00:01:07: zwar im Wechsel mit der wunderbaren Kimsi von Reischach. In der aktuellen Folge von "Kunst und
00:01:12: Quer" geht es um die Jugendkulturinitiative Esperanza im wunderschönen Schwäbisch-Kmünd.
00:01:19: Unter dem Titel "The kids are alright" wollen wir heute über Jugendkultur sprechen und zwar
00:01:24: mit zwei Expertinnen und Experten, die sich mit dem Thema wirklich auskennen, weil sie es nämlich
00:01:30: selber machen. Willkommen Emmy und Willkommen Philipp. Schön, dass ihr da seid. Hallo auch,
00:01:37: danke für die Einladen. Voll gerne. Wie war die Anreise aus dem unglaublich
00:01:42: weitenschweren Schwäbisch-Kmünd? Eigentlich relativ entspannt, der Max13 fährt ja zum Glück
00:01:46: durch. Max13 ist stabil. Liebe Grüße an Averio an der Stelle oder wer auch immer den gerade
00:01:53: betreibt. Wir haben in diesem Podcast so eine mittelbeliebte Einstiegsrubrik, nämlich bin ich
00:01:59: zu faul, die Biografien der Gäste so lange runter zu rasseln und deshalb frage ich meine Gäste immer,
00:02:04: wie sich die selber in wenigen Sätzen beschreiben würden. Und ich würde Ladies First an Emmy
00:02:10: übergeben. Was muss man über dich wissen? 3 bis 5 7 setzen. Hallo, ich bin Emmy und ich bin 20 Jahre
00:02:18: alt. Ich habe jetzt das letzte Jahr an der Förderschule mein FSJ gemacht. Ich bin beim
00:02:27: Esperanza seit ungefähr drei Jahren. Und sonst interessiere ich mich auch für Musik. Also ich
00:02:33: spiele Klavier, ich spiele Accordion, das war es vielleicht. Das ist doch schon eine ganze Menge.
00:02:38: Förderschule in Kmynd oder woanders? Kmynd, Schule für geistige und motorische Entwicklung. Da
00:02:45: eine dritte Klasse und es war sehr schön jetzt eigentlich, dass ich bin nicht zufrieden mit der
00:02:50: Entscheidung. Film und jetzt du bitte. Was muss man in 5 bis 7 setzen über dich so wissen? Ja, ich
00:02:56: bin auch 20 Jahre alt. Ja, ich habe auch vor zweieinhalb Jahren, habe ich ungefähr mein Abi gemacht
00:03:02: und mache seitdem eine Ausbildung zum Klempner, also Sanitär, Heutzung, Klima. Und ich bin auch
00:03:08: ungefähr seit zweieinhalb, drei Jahren im Esperanza aktiv. So ein halbes Jahr ungefähr nach
00:03:13: Kmy bin ich dazugekommen. Ja, und was man glaube ich auch noch sagen kann ist, dass für uns neben
00:03:19: Esperanza und der Kultur drumherum Politik für uns ein großes Thema ist. Espe ist auch ein politischer
00:03:25: Raum, aber heute ist es ja vor allem um Kultur gehen. Was darf heute auch vor viel um Politik
00:03:30: gehen? Und das heißt, ihr sagt nicht Esperanza, sondern ihr sagt Espe, weil das so die offizielle
00:03:35: Abkürzung sozusagen ist. Inoffiziell, offiziell, aber im alltäglichen Sprachgebrauch. Espe,
00:03:41: Esperanza ist einfach zu lang. Sehr gut. Ich habe bei der Vorbereitung auf die Sendung eben den
00:03:47: schönen Satz gefunden, dass Esperanza bietet seit 15 Jahren ein Freiraum für Jugendkultur, der
00:03:52: selber und ohne Beteiligung Dritter gestaltet und entwickelt wird. Wie muss man sich dann das Haus,
00:03:58: den Kontext, die Vibes, die Stimmung, die Menschen dort vorstellen? Also könnt ihr da so ein bisschen
00:04:04: die Hörerinnen und Hörer abholen? Prinzipiell ist Esperanza vor allem ein Raum, also wir haben
00:04:10: Zugriff auf das Haus Esperanza sozusagen. Da ist ein relativ großer Konzertraum mit so Platz für knapp
00:04:17: 200 Leute drin mit Bar und Musikanlage, allem was dazugehört. Und dazugehörte Verein, die
00:04:23: Jugendkulturinitiative, die den quasi betreibt und deren Hauptaufgabe oder darin besteht, den zu
00:04:29: gespielen. Genau, der Verein ist eine ziemlich lose und basisdemokratische Struktur. Also wir haben
00:04:36: einfach jede Woche eine Sitzung, auf die kommen darf wir will. Im Endeffekt sind es schon meistens die
00:04:41: gleichen Leute, die regelmäßig kommen und Sachen organisieren. Genau und von daraus bespielen wir
00:04:47: quasi den Raum mit dem, was uns interessiert, ob das Konzerte, Vorträge, Filmbesuche, wie auch
00:04:54: immer es sind. Und Emmi Philipp, wie wird man auf so einen Raum aufmerksam? Weil das ist ja schon
00:05:01: für mich total ungewöhnlich, dass man sich also ohne Klischees aus der Boomer Perspektive bedienen
00:05:07: zu wollen, dass man sich so krass engagiert, oder? Also wie seid ihr beide da reingerutscht? Oder wie
00:05:12: wird man aufs Esperanza und Schwerbeschmünd aufmerksam? Also bei mir war es schon so, ich bin
00:05:19: vor allem darauf aufmerksam geworden, weil Esperanza fällt halt sehr auf, irgendwie auch so
00:05:27: im Erscheinungsbild nach außen, also das ist so ein buntbemaltes Haus, irgendwie wie man sich das
00:05:32: vielleicht vorstellt und also ich bin schon so über die Subkultur vielleicht auch ein bisschen
00:05:39: da reingekommen, weil ja ich hab mich da halt so für Punk Musik interessiert und ich fand es
00:05:46: irgendwie spannend und dann war ich dabei paar Konzerten und so und dann ging es so über Freunde
00:05:52: von Freunden, dass ich dann irgendwie dabei war und man entwickelt da, finde ich schnell auch so
00:05:58: ein Ehrgeiz irgendwie da auch ein bisschen was mitzugestalten und so und dann bin ich da einfach
00:06:03: geblieben. Bei mir war es ziemlich ähnlich, also was dazukommt ist, dass das S4 gibt es ja auch schon
00:06:07: als Raum seit über 20 Jahren und ein Kumpel von meinem Dad ist da also sehr lange schon aktiv und
00:06:14: auch immer noch und der hat mich quasi seit ich klein bin, hat immer gesagt, ja wenn du alt genug
00:06:19: bist, musst du ins s bekommen und dann musst du dich engagieren und so, aber also nicht auf Zwang,
00:06:23: aber mich hat das natürlich interessiert und ich war dann irgendwie ein, zwei Mal auf Partys
00:06:28: als Gast einfach und dann wäre mein Auber auch relativ schnell klar, dass es mir zu langweilig
00:06:34: ist, nur zu kommen und Bier zu trinken, sondern dass ich auch selber was machen will. Ja,
00:06:38: das ist total geil und also gegründet wurde es glaube ich 2001, jetzt ohne irgendwie in die
00:06:44: Steinzeit zurückgehen zu wollen, unsere Gründungsgeschichte so ein bisschen zu sehr noch zu
00:06:48: fragen, aber weil du jetzt gerade auch schon dein Dad erwähnt hast, also war das tatsächlich eben
00:06:52: auch so ein, weiß ich nicht, so ein Wunsch nach mehr Freiraum, nach mehr Freigeis in
00:06:56: Schwerbisch gemünnt oder wie wurde euch die Gründungsgeschichte sozusagen erzählt? Ich sehe
00:07:01: schon, dass jemand perfekt vorbereitet mit Spickzetteln, magst du ein bisschen was erzählen dazu? Ja, also
00:07:08: wir haben auch in Vorbereitung halt auf das Gespräch, heute haben wir uns mit einem Unterhalten,
00:07:14: der halt quasi seit den ersten paar Monaten dabei ist irgendwie, und der hat uns das eben so
00:07:21: erklärt, dass es so ein bisschen in dieser Tradition von der Jugendzentrumsbewegung halt
00:07:26: irgendwie entstanden ist, also schon ganz klar so dieser Wunsch nach irgendwie selbstbestimmter
00:07:31: Freizeitgestaltung, nach einem Freiraum für Selbstverwaltung, der sicherlich damals zur
00:07:41: Zeit also irgendwie zwischen den 70ern und 90ern noch mal stärker halt gefehlt hat,
00:07:46: vielleicht auch in der Gesellschaft und ja genau, und auch eben, dass es sich, dass dieses
00:07:54: Projekt umzusetzen, sich auch so ein bisschen besser angeboten hat auf dem Land bei uns als in
00:08:00: der Stadt. Weil es weniger Alternativen gibt oder? Ja, ja und weil da halt der Bedarf einfach
00:08:05: auch nochmal größer war, also es gab auch einfach, es gab nichts zum Weggehen irgendwie oder wo
00:08:12: mal irgendwie eine Band hergekommen ist und so, man musste dann nach Gapingen fahren oder nach
00:08:16: Stuttgart und ja also es wurde uns auch so erzählt, dass es am Anfang dann schon noch ziemlich cool
00:08:22: war, weil dann kam irgendwie eine total unbekannte Band und der Laden war halt voll, weil es sonst
00:08:25: nichts gab irgendwie. Und wie ist es heute? Wie groß ist so die Esperanza Community? Gibt es
00:08:32: so einen festen Stamm, der immer kommt oder? Ja, ich würde schon auch sagen, dass wir Stammgäste
00:08:37: haben, das sind, ich würde sagen so um die 50 in Kmünd, die nicht jedes Mal da sind, aber die
00:08:44: man halt häufig sieht und sonst ist es inzwischen ziemlich veranstaltungsabhängig, also wir haben
00:08:49: durchaus Konzerte, wo auch nur so 20 Leute da sind oder sowas, aber wenn wir größere Bands da haben,
00:08:55: dann ist schon auch ab und zu noch mal voll, aber das ist dann eher so ein paar Mal mehr. Was ich
00:08:59: glaube ich noch zur Geschichte sagen wollte, dass Esperanza ist auch nicht der Anfang der Geschichte
00:09:04: an Freiräumen in Schwäbisch-Gmünd, also dem sind ja ein paar andere Projekte vorgegangen, da
00:09:10: gab es, das hieß Spaßhaus davor, das war quasi so der Freiräum in den 80ern und dann gab es das
00:09:15: Berlin und später das Ex-Berlin, die waren im Prinzip ziemlich ähnlich aufgebaut und da sind
00:09:22: aber irgendwann halt die Räume verloren gegangen, also mussten abgegeben werden, Investoren, was
00:09:28: ich und das Esperanza ist so ein indirekter Nachfolger, davon also nicht konkret, aber halt so von der
00:09:35: Idee her und sowas auch. Und sagen wir mal wie, weil auch wenn jetzt sagen wir mal, Kmünd jetzt
00:09:41: irgendwie nicht so die größte Stadt der Welt ist, es wird ja wahrscheinlich trotzdem nicht so
00:09:43: günstig sein, da irgendwie halt in der Immobilie sich selber verwirklichen zu dürfen, wie ist
00:09:48: das strukturiert? Also wir haben den Trägerverein und dem Trägerverein wird von der Stadt die
00:09:54: Miete bezahlt, also genau wir sind ein statisch gefördertes Projekt und dass das funktioniert,
00:10:00: gab es einfach eine zweijährige Unterschriften- und Petitionskampagne. In den 2000ern irgendwann
00:10:06: mal, also die Leute sind wirklich jedes Wochenende auf dem Marktplatz gestanden und haben auf dem
00:10:10: Zettel so Unterschriften gesammelt, weil halt auch der Bedarf so groß war und dann hat das geglaubt.
00:10:15: Und nehmt uns nochmal so ein bisschen konkreter mit, ich kenne Kmünd die Innenstadt, weil zum
00:10:22: Beispiel der Wochenmarkt unglaublich schön ist, den du gerade schon erwähnt hast, es gibt ja
00:10:27: glaube ich die, so diese Kirchenmusikgeschichte ist relativ groß irgendwie in Kmünd, weil es eben
00:10:32: auch viele Kirchen gibt. Wo finde ich denn, wenn ich Bock habe mir mal das Esperanz anzuschauen,
00:10:38: wo finde ich die Location genau? Genau, also wir sind ein bisschen außerhalb, wir sind in der
00:10:44: Oststadt, also im östlichen Stadtteil von Schebisch-Kmünd, ja, also man geht dann da eben so eine lange
00:10:54: Straße entlang und ja, so ein bisschen eine Mischung aus, Wohngebiet und da fängt schon fast ein
00:11:03: bisschen das Industriegebiet an, also wir sind da so an der Grenze direkt neben Lidl und so,
00:11:07: genau, also quasi so weit draußen, dass wir überhaupt, also dass es halt einfach funktionieren
00:11:14: kann, weil wir nicht, dass man Musik machen darf und laut genug, dass wir trotzdem manchmal
00:11:19: ärger mit den Nachbarn, aber ja, genau, also ein kleines Stückchen außerhalb, aber man
00:11:26: erreicht schon gut auch vom Bahnhof und irgendwie vom Marktplatz aus. Super und was die, die
00:11:32: Jule, die ein wichtiger Teil dieses Podcast ist, in der Vorbereitung mit mir schon geteilt hat,
00:11:38: ist das bei euch einfach wahnsinnig viel im Plenum eben auch passiert, also im Diskurs,
00:11:43: wer ist da so alles am Start, also wie viele seid ihr da, wie gemeinschaftlich, wie
00:11:49: Basis demokratisch geht es dazu, wird es da auch laut oder ist es da eher auf Augenhöhe?
00:11:54: Ich glaube, also es wird schon ab und zu, ist es sehr themenspezifisch, also es gibt halt so
00:12:01: gewisse Alltagsarbeit, würde ich sagen, die inzwischen sich ziemlich eingespielt hat und
00:12:06: abgeregelt ist, aber es gibt schon auch immer wieder hitzige Debatten, genau das, also wir sagen
00:12:13: Sitzung, die ist einmal die Woche, jeden Montag, das habe ich glaube ich ganz am Anfang auch schon
00:12:17: erwähnt, genau und inzwischen ist die hauptsächlich ziemlich jung, also auf die Sitzung gehen fast
00:12:26: nur noch tatsächlich viel Jugendliche, ab und zu noch ein, zwei von den Älteren, als wir neu
00:12:30: dazugekommen waren, es sind, war das aber anders, da ist die noch geleitet worden quasi von der
00:12:35: Generation vor uns, die jetzt so Richtung Ende 20 Anfang 30 ist ungefähr. Also richtig alte Säcke.
00:12:42: Für uns damals schon, mit 16 Jahren, wir hatten auch alle fürchterlich graue und schwarze Bärte
00:12:48: und haben immer böse geguckt. Und das heißt aber, dann gab es jetzt auch so eine Art Staffelwechsel
00:12:56: quasi, also jetzt ist wirklich halt "Young Generation" am Start und ihr macht eben euer Ding
00:13:01: und dann wird eben, wann wird es hitziger im Plenum, wann wird hitziger diskutiert?
00:13:05: Aber das ist schwierig, glaube ich, so konkrete. Ich glaube, wenn es, also so ein Bereich ist auf
00:13:13: jeden Fall Fehlerkultur, das so ein Ding ist, also die Älteren bekommen trotzdem alles mit. Also ich
00:13:19: glaube, man kann auch so zur Größe vereins sagen, wir haben eine Telegram-Gruppe, die wir so als
00:13:24: Anhandspunkt haben, weil wir ja auch keine Mitglieder-Listen führen aktiv, das sind so ungefähr
00:13:28: 60 Leute drin und das ist ungefähr 50/50 Leute von unserer Generation und Leute aus der älteren
00:13:34: Generation. Und oft kommt es dann, also keine Ahnung, wenn mal wieder die Küche nicht geputzt ist,
00:13:41: obwohl irgendjemand kommt und kochen will und dann gibt es eine böse Nachricht in die Chat-Gruppe
00:13:46: und dann kommt von unserer Seite, ja, wenn es dich so stört, warum kommst du da nicht auf Sitzungen,
00:13:50: weil man natürlich zu faul ist, also rüber zu fahren in die Oststadt, aber böse Nachrichten in
00:13:57: die Telegram-Gruppe schreiben ist okay. Das ist zum Beispiel so ein typisches Steilthema,
00:14:01: glaube ich. Also quasi wie in einer großen WG eigentlich. Es ist ein bisschen wie in einer
00:14:05: großen WG. Wie lange gehen die Sitzungen, dann so die Besprechungen? Ist es auch unterschiedlich,
00:14:10: oder? Ja, also so grob alles zwischen einer halben Stunde, eineinhalb Stunden, wenn es ganz schlimm
00:14:18: läuft, aber ja, also oft bleiben die Leute dann auch einfach noch eine Stunde länger oder so was,
00:14:24: weil man eh schon halt da ist. Und ist es sozusagen, wie soll ich sagen, halt Identitätsstiften diese
00:14:32: Sitzungen, weil ihr da eben auch so ein bisschen das große Ganze und eben eure Rolle so jetzt mal
00:14:39: pathetisch gesprochen in der Welt irgendwie bespricht, oder ist es eher so total Programmen
00:14:43: getrieben und man sagt, ich habe Bock auf die und die Lesung, die soll im Oktober stattfinden,
00:14:48: oder ist es beides? Ich würde sagen, also wir unterscheiden schon ein bisschen zwischen offiziellen
00:14:53: und inoffiziellen Teil von der Sitzung. Also wir haben so ein Buch und wenn das Buch aufgeschlagen
00:14:57: wird, dann ist offizieller Teil von der Sitzung. Und dann geht es aber auch, also wir versuchen es immer
00:15:01: möglich, stramm zu halten, dass die Leute, die halt danach noch was vorhaben, weiter können.
00:15:05: Und genau dann werden halt die Tagespunkte abgearbeitet. Also das fühlt sich echt sehr
00:15:11: professionell an inzwischen, weil es schon was ansteht und dann wird durchgesprochen und eingeteilt.
00:15:16: Und dann wird das Buch zugeschlagen und dann gehen die Diskussionen los quasi, oder also die,
00:15:22: die großen Inhaltlichen oft. Und das ist schon sehr identifizierte Herzstiften. Also ich glaube,
00:15:29: das ist auch was, was das Esperanza als Verein ausmacht, dass man sich sehr stark mit der Crew
00:15:35: identifiziert. Also man verbringt halt auch einfach unglaublich viel Zeit miteinander,
00:15:40: also gezwungene Maßen, aber also freiwillige Weise gezwungene Maßen, wenn man halt gemeinsam
00:15:46: aufbaut, wenn man gemeinsam planen, weil man gemeinsam putzt. Aber es sind auch die Leute,
00:15:51: mit denen wir zusammen in Urlaub gehen, wenn wir in Urlaub gehen. Und es sind die Leute,
00:15:56: die wir fragen, wenn wir Probleme in der Schule haben oder wie auch immer. Also es ist schon unser
00:16:01: konkretes soziales Umfeld, würde ich sagen. Ja, aber es klingt ja nach einer Supermischung. Also man
00:16:06: hat gewisse Bezugspunkte, die man davor schon kannte und es gibt aber eben Leute, die dann irgendwie
00:16:09: neu dazu kommen und die das Leben im besten Fall dann irgendwie auch bereichern. Sollen wir mal,
00:16:13: wir haben nämlich wieder Kosten, noch Mühen gescholt und haben tatsächlich eben so ein bisschen
00:16:17: Audio-Mitschnitt aus einer Sitzung von euch. Wollen wir mal die Hörerinnen und Hörer da so ein bisschen
00:16:22: rein hören lassen? Fertig drauf. Wir haben Mittwoch dieses Info-Café mit Filmvorstellung. Termine
00:16:31: allgemein. Und das war es eigentlich. Termine einmal. BD und Timmy wollen am 22. November ein
00:16:50: Abend veranstalten mit Rap. Kann jemand gucken, ob der Termin freist? Ich habe mal geschaut, der ist
00:16:56: schall. Ist er auch schon eingetragen? Ja. Und noch ein anderes Termin? Ja, Foucault Schraubner. 24,
00:17:05: die kommt um 17.55 Uhr an. Das ist nur eine halbe Stunde vom Vortrag. Alles andere mit
00:17:13: Anteilung gleich wie bei "Serve of Europe" aus. Aber man muss die halt vom Bahnhof abholen,
00:17:19: aber das war am besten mit dem Auto in dem Fall, weil das hat ein bisschen vorherrestig. Okay,
00:17:26: ja, unser Insta ist wieder nicht der Foucault. Der Grund war wieder wie beim letzten Mal. Genau,
00:17:33: deswegen sind wir jetzt wieder auf uns schon back up. Voll stolz, dass wir den behalten haben. Genau.
00:17:39: Und abseits davon möchte ich mich nicht um die Ems kümmern. Und irgendjemand muss das machen,
00:17:48: weil ich fühle mich für solche Beantworten, ich antworte keinen Bands. Wie ist das insgesamt?
00:17:54: Also das ist ja schon eine total interessante DIY-Mentalität, oder? Ihr macht einfach wirklich
00:18:00: alles selber von, keine Ahnung, Künstler abholen, Küche sauber machen und so weiter. Gibt es da
00:18:06: irgendwie hierarchienklare Aufgaben, Aufteilung, oder? Wir überlegen uns halt zusammen irgendwie,
00:18:11: was braucht man für so ein Event, also für ein Konzert, was muss man da machen,
00:18:15: muss man. So wer schaltet den Kühlraum ein, wer räumt die Kühlschränke ein, wer guckt,
00:18:21: dass die Schlafplätze aufgeräumt sind für die Bands und sowas. Wir hatten das auch schon immer
00:18:28: mal wieder, also in der Geschichte des Esperanza, dass wir so, also es gab, ich glaube die Konzertkommission
00:18:34: und die Kreativkommission, die hat dann die Wandbilder designt oder sowas, weil wir haben,
00:18:40: also jede Wand ist angemalt bei uns. Ja und ich, meine in der Theorie gibt es schon auch noch,
00:18:47: aber das ist in der Praxis oft ziemlich unbedeutend, ehrlich gesagt. Also es macht schon jeder alles
00:18:55: und ja, also mit den Konzerten ist schon so, es gibt natürlich Leute, die haben halt irgendwie bessere
00:19:01: Connections als andere, vor allem aus der älteren Generation. Das können wir halt auch gar nicht
00:19:08: leisten, so weil wir sind noch nicht so alt. Genau und dann dementsprechend kommen denen dann da manchmal
00:19:15: schon mehr Aufgaben halt beim Booking und sowas zu, aber das was geht, das wird so gut, wie es geht,
00:19:21: halt einfach verteilt und alle. Also quasi je nach Kapazität, je nachdem, wer irgendwie halt gerade
00:19:27: einfach genug Zeit hat sich sozusagen neben euren Jobs und was ihr sonst so macht, irgendwie noch
00:19:31: einzubringen, ne? Und auch Lust auf die genaue Aufgabe hat. Ich finde das insgesamt ganz
00:19:36: entspannt, weil das glaube ich auch für ein relativ untypisch ist, dass wir kaum langfristige
00:19:40: Aufgabenverteilungen haben. Also wir teilen wirklich jeden Montag komplett neu ein,
00:19:44: wer welche Aufgabe übernimmt. So kurzfristig, okay. Genau. Mit Ausnahme von Getränke bestellen,
00:19:50: Finanzen und GEMA. Das ist was,
00:19:54: aber auch also sind so die drei Punkte, wo es feste Ansprechpartner gibt und alles andere
00:19:59: wird wirklich jeden Montag neu eingeteilt. Es gibt natürlich schon so Leute, die halt
00:20:04: bestimmte Sachen lieber machen als andere. Manchen fällt Klo putzen nicht schwer, also
00:20:10: keine Ahnung, für die ist das voll okay und dann machen die das halt häufiger, dafür
00:20:13: machen die nicht gerne Theke und es gibt Leute, die machen gerne Theke und putzen nicht gerne
00:20:18: Klo und dann ist ja logisch. Ja wobei ich vielleicht ganz kurz noch dazu sagen könnte, also wir
00:20:24: haben schon auch so eine offizielle Vereinstruktur, also bei uns gibt schon den ersten und zweiten
00:20:30: Vorstand und ein Team von Beisitzern und wir haben eine Kassiererin, die im Ideal für alle
00:20:37: zwei Jahre wechselt. Und ich glaube, wenn ich bei der Recherche das richtig gelesen habe,
00:20:40: jetzt ist es schon auch so, dass es ja wie soll ich sagen halt eine Art politischen Rahmen gibt,
00:20:45: der euch alle eben aus so ein bisschen Zusammenschweiß oder halt eben verschiedene Werte, bestimmte
00:20:52: Offenheit. Also ich hatte glaube ich auf der Webseite der Stadt Gemündwarte zur Beschreibung
00:20:57: eben vom Esperanza gelesen. Alle Entscheidungen werden basisdemokratisch getroffen, alle Mitglieder
00:21:02: arbeiten ehrenamtlich und jeder ist willkommen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, körperliche
00:21:07: Einschränkungen und sexuelle Orientierung. Das Esperanza ist ein Raum der Vielfalt und gelebte
00:21:14: Demokratie. Du bist glaube ich auch im Jugendgemeinderat oder? Was hat dich denn so politisch interessiert
00:21:23: werden lassen? Gabs wahrscheinlich nicht in einen Moment oder? Sondern ist es halt eben so eine
00:21:29: Grundhaltung oder ein Grundinteresse von dir? Ja ich glaube schon. Also ich bin auch so mehr oder
00:21:33: weniger politisch aufgewachsen und eigentlich, seit ich denken kann, ist es, also ich meine Politik
00:21:39: betrifft uns alle, das ist halt ein Thema. Ich würde, und ja, also es gibt einen politischen Rahmen
00:21:44: vom Esperanza, das kann man schon sagen, also halt, dass wir in diskriminierungsfreier Raum sind,
00:21:49: einfach vor allem und dass wir in emanzipatorischer Raum sind, also das Selbstentfaltung und so was
00:21:56: schon auch ein wichtiges Thema ist, also dass es darum geht, seine eigene Kultur irgendwie selber zu
00:22:01: machen, selber zu veranstalten, nicht nur irgendwie zu konsumieren und auf Konzerte gehen,
00:22:07: sondern auch seine eigenen Interessen irgendwie in den Raum zu tragen und aber auch für seine
00:22:11: eigenen Interessen einzustehen und zu lernen, für seine eigenen Interessen einzustehen,
00:22:15: konkret im Esperanza, aber auch dann außerhalb davon. Aber das ist total, also total wichtiger Punkt,
00:22:21: weil es irgendwie auch die Essenz von Demokratie ist, also eben einfach nicht nur zu konsumieren,
00:22:24: sondern eben mitzugestalten. Und was ich wirklich so super bezaubernd irgendwie an der Geschichte
00:22:29: finde, ist, dass jetzt ohne das auch partialisieren zu wollen, dass man ja eure Generationen manchmal
00:22:33: vielleicht auch vorwirft, dass sie gar nicht so, also Generation Z, whatever, nicht so viel Bock
00:22:38: und nicht so viel, also am liebsten Work-Live-Balance und nur vier Tage blieb, blab, blub. Und ihr seid
00:22:43: da, finde ich, mal zu genau das Gegenteil, oder? Also, habt ihr Angst um die Demokratie oder was
00:22:49: treibt euch so an? Also, habt ihr einfach Bock irgendwie gemünzt, so einem schöneren Ort zu
00:22:53: machen oder gibt es vielleicht auch gar nicht den einen Antrieb? Ja, doch, ich glaube, also das ist
00:22:59: ein großes Thema für uns, also wegziehen ist ein großes Thema und bewusst nicht wegziehen. Also,
00:23:04: vor allem, also viele von uns sind sehr bewusst nicht weggezogen, weil wir halt gesagt haben,
00:23:09: es ist für uns nicht die Lösung, irgendwie aus der Kleinstadt zu fliehen, sondern wir
00:23:13: uns das auch irgendwie so ein bisschen selber als Aufgabe gemacht haben, unsere, also dort zu
00:23:18: kämpfen, wo das Leben ist, dort, also irgendwie sich seine Räume schöner gestalten, als sie sind,
00:23:24: also, oder ein Stückchen besser zu machen, ein Stückchen lebbarer zu machen und ein Stück von
00:23:30: sich selber dort einzubringen. Und das ist, also es ist ein Nachteil, weil man unglaublich viel
00:23:35: selber machen muss und wenn man nichts selber macht, gibt es nichts, aber es ist auch ein großer
00:23:40: Vorteil auf dem Land oder also in der Kleinstadt bei uns, weil man halt eine ganz andere Wirkmächtigkeit
00:23:44: hat. Also, man kann halt auch viel mehr bewegen in so einer Kleinstadt, wo es weniger Konkurrenz
00:23:49: gibt, wo es nicht schon 20 ähnliche Vereine gibt, sondern wenn man was macht, dann bekommt das
00:23:54: Aufmerksamkeit und man kann damit was bewegen und sowas. Und das ist natürlich schon auch cool.
00:23:58: Und habt ihr, ich weiß nicht, wie es ein Grund aktuell ist, irgendwie habt ihr, also gibt es
00:24:03: Stress mit rechts? Gibt es irgendwie keine große Einflussnahme von rechts? Ist das was, was
00:24:07: euch irgendwie auch stresst, oder? Genau, also dadurch, dass wir halt einen städtisch geförderten
00:24:13: Verein sind, betreffen uns aktuelle politische Entwicklungen schon auch immer ganz konkret.
00:24:19: Und das betrifft also in der Erfahrung bis jetzt vor allem immer halt die Finanzierungen.
00:24:24: Also wir stellen, wir stellen halt Anträge oder projektbezogene Anträge und das war ganz
00:24:32: lange, hat das total gut geklappt. Also wir haben da irgendwie gut zusammengearbeitet und jetzt
00:24:36: seit einem oder seit zwei Jahren ist es halt schon so, dass uns da ein bisschen schräge
00:24:45: Auflagen immer erteilt werden und dass wir Sachen wahnsinnig genau aufschlüsseln müssen und
00:24:49: dass Sachen abgelehnt werden, die vorher nicht abgelehnt wurden und sowas. Also das merkt man
00:24:55: schon deutlich und ich glaube, es wird auch schon noch mal mehr werden. Ja, genau, aber das ist
00:25:00: jetzt wirklich seit nicht so langer Zeit, dass uns das konkret irgendwie wieder betrifft. Und
00:25:06: ist es tatsächlich der Gemeinderadegebünd oder wer ist sozusagen der Ansprechpartner und hat
00:25:12: so ein bisschen härtere Auflagen auf einmal? Es sind eigentlich alle Gremien. Also vom Stadtrat
00:25:18: kommen immer wieder Pöbeleien und also ja, also ich sage Angriffe klingt jetzt ein bisschen hart,
00:25:24: aber irgendwie das gesagt, warum wird der Schuppen eigentlich immer noch städtisch
00:25:27: finanziert und so weiter, aber es ist schon auch schwieriger, zum Beispiel über den Landkreis
00:25:32: Förderung zu bekommen und vom Land Baden-Württemberg sind auch Fördergelder gestrichen worden,
00:25:36: die wir bis jetzt bezogen haben und so weiter. Also man merkt das schon, diese Kürzungspolitik
00:25:41: merkt man an allen Ecken und Enten. Und habt ihr da irgendwie, also erklärt, der müsst ihr
00:25:46: wahrscheinlich so ein bisschen Angst haben, weil es ja irgendwie ans Existenz und ans
00:25:50: Substanzielle irgendwie auch geht, oder? Ja, also vor allem jetzt halt irgendwie so Sachen wie
00:25:57: Inflation, Mieterhöhung, das betrifft uns schon auch einfach voll konkret, weil wir sind darauf
00:26:03: angewiesen, dass wir halt dieses Haus haben und auch, also vielleicht das kann man auch dazu sagen,
00:26:08: also wir haben dieses Haus und das hat unten halt den Konzertraum und unseren Sitzungsraum und so
00:26:15: was und drüber sind Wohnungen und also wir sind halt darauf angewiesen, dass wir diese Wohnungen
00:26:20: mitmieten, weil so wer, wer will denn da einziehen irgendwie? Da will halt keiner einziehen und dann
00:26:26: können wir zumachen, so blöd gesagt irgendwie und also da wurde auch uns schon angekündigt,
00:26:33: dass von der Stadt zum Beispiel irgendwie Kürzungen beim Zuschuss für Nebenkosten oder so was auf
00:26:40: uns zukommen und ja, also das sind schon Sachen, da muss man sich so ein bisschen existenziell
00:26:47: auch Gedanken machen irgendwie. Und fangt ihr das dann irgendwie auf durch, keine Ahnung,
00:26:51: halt Support aus eurem Umfeld sozusagen, dass man da irgendwie sagt, keine Ahnung, macht ein Crowdfunding
00:26:55: oder ist es eher schwierig, weil es jetzt wahrscheinlich, weil da irgendwie das Geld auch
00:26:59: nicht auf der Tasche liegen, auf der Straße liegen wird, oder? Also wir haben einen Förderverein,
00:27:04: in dem vor allem halt Eltern von Mitgliedern drin sind und ältere Mitglieder, die inzwischen
00:27:08: genug Geld verdienen und sich so was leisten zu können. Und sonst muss man halt kreativer
00:27:12: werden. Also auch irgendwo ein bisschen mehr darauf achten, was macht man für Veranstaltungen,
00:27:18: wie kann man diese Veranstaltung fördern oder nicht? Und dann halt auch teilweise drauf verzichten,
00:27:23: wenn man sagt, dass es, man weiß, dass es eine Verlustveranstaltung, wo wir aber auch keine
00:27:27: Fördergelde mehr dafür bekommen, dann geht das halt einfach auch manchmal nicht mehr. Ich fand
00:27:32: das ganz interessant, dass du das mit den Angriffen von rechts angesprochen hast, weil die gibt es
00:27:36: durchaus und die ziehen sich auch ziemlich hart durch die Geschichte vom ganzen Esperanzer durch.
00:27:42: Also gerade von der Gründungszeit aus, die 2000er waren ja, also war eine harte Zeit, was das
00:27:49: angeht. Es gab dann auch zu Anfangszeiten irgendwie, ich glaube einmal ist es, sind dann Neonazis
00:27:55: reingerannt und es ist eine ganz lustige Geschichte, die haben wir bei dem Vorgespräch erfahren. Da war
00:28:00: wohl zufällig eine Austauschschülergruppe aus Rumänien da, die da so Abschlussfeier gefeiert
00:28:07: haben und die dann diese Neonazis mit so Stangen, die von irgendwelchen Renovierungsarbeiten waren,
00:28:13: aus dem Haus getrieben haben, die gar nicht wussten, was ihnen passiert, aber halt gecheckt haben,
00:28:17: die wollen uns nichts Gutes. Und dann sind diese Neonazis von so ein paar 15-jährigen irgendwie in
00:28:22: die Flucht geschlagen worden. Und dann gab es große Geschichten über versteckte Linksautonome,
00:28:28: die im Keller sitzen, aber es waren nur rumänische Austauschschüle. Sehr gut, das ist auch gut,
00:28:34: wenn man Freunde aus Rumänien hat, die einem da tatkräftig helfen. Ich dachte, dass das
00:28:38: eben, weil man ja schon auch überall liest und es ja auch selber sieht, irgendwie keine Ahnung,
00:28:41: dass das, sagen wir mal, konzentrierte Aktionen irgendwie der AfD oder AfD nahe Jugend halt eben
00:28:47: über Social Media eben schon immer sehr leider gut funktionieren scheinbar. Und da hätte ich mir
00:28:54: eben vorstellen können, dass jeder vielleicht eben auch dann manchmal so Objekt von solchen
00:28:58: Angriffen seid oder ist es gar nicht so schlimm? Also ich glaube, es gibt so zwei Arten. Es gab
00:29:06: schon durchaus auch politische Angriffe von rechts gegen uns, also Angriff wieder in Anführungszeichen,
00:29:11: zum Beispiel der, ich glaube, der Bundestagskandidat von der AfD Ruben Rupp hat einen Antrag beim
00:29:18: Verfassungsschutz gestellt, ob wir linksextremistisch sein und man uns quasi auf der Basis Fördergelder
00:29:24: streichen könnte und sowas. Also das würde ich schon auch als politischen Angriff bewerten. Und
00:29:30: gerade in letzter Zeit, aber wirklich erst in den letzten paar Monaten hat es schon durchaus
00:29:34: angefangen, dass Leute hergekommen sind und irgendwie linke Sticker von den Laternen ums
00:29:38: Gebäude drum rum abgekratzt haben und dann auch so mit Neonazi Stickern irgendwie rumhantiert haben
00:29:45: und sowas. Es ist jetzt noch keine, glaube ich, konkrete Bedrohungslage. Die sind alle ziemlich
00:29:50: jung und man bekommt das ganz gut in den Griff. Aber es ist schon krass, weil das eigentlich fünf
00:29:55: Jahre lang gar kein Thema war und dass das wieder anfängt, ist schon ziemlich erschreckend auch für
00:30:01: uns. Aber umso wichtiger ist es, dass es so ein Ort gibt, wie euren Ort, der sozusagen eben auch
00:30:06: zeigt, wie schön Gemeinschaft sein kann und wie schön Offenheit sein kann und eben auch durch
00:30:11: ein Programm, das eben gut gestaltet ist, dann vielleicht eben einfach an junge Menschen anlockt.
00:30:15: Stichwort Programmgestaltung, da haben wir schon so ein bisschen drüber gesprochen gehabt. Also ich
00:30:18: finde die Bandbreite bei euch total gut und auch wirklich krasse Bookings zwischen Technopolitik und
00:30:23: Lesung. Ich habe gesehen, gehabt am 9. Oktober ließ die wirklich Top-Journalistin Sophia Meier aus
00:30:30: ihrem Buch "Herz aus Stacheldraht". Wie kommt ihr an solche Bookings? Viele von diesen krasseren
00:30:36: Bookings haben wir schon auch guten Kontakten einfach zu verdanken. Also von Leuten, die da
00:30:42: wirklich auch Zeit investiert haben irgendwie und so Kontakte zu pflegen auch und so was und was
00:30:49: man vielleicht auch noch sagen kann. Wir geben uns schon auch Mühe, dass wir auch auf lokalere
00:30:54: Acts gucken, also dass wir halt irgendwie so jungen Bands irgendwie so die erste Bühne bieten
00:31:00: können oder sowas, weil man bei uns halt leichter noch so ein bisschen Fahrsachen verhauen kann,
00:31:05: beim Auftritt als vielleicht irgendwo anders. Und das ist was, was zum Beispiel ich auch total cool
00:31:11: finde, dass wir das so machen. Und wie gesagt, wirklich auch, dass wir eine Bandbreite abdecken
00:31:16: können. Das ist schon auch was, was ziemlich cool ist. Und da vielleicht nochmal anknüpfen zu
00:31:22: dem, was wir gesagt haben mit diesem, dass wir so ein bisschen, wenn es ums Geld geht, dass man
00:31:27: da schon manchmal auch anfangen muss, irgendwie wirtschaftlich zu denken. Und das ist was,
00:31:32: da haben wir auch im Zug drüber geredet, was eigentlich total nervig ist. Also wir hatten zum
00:31:40: Beispiel in letzter Zeit wirklich richtig viele Technoveranstaltungen und das schon okay. Aber
00:31:46: also wir haben die oft auch einfach gemacht, weil wir kein Geld hatten und weil wir Geld gebraucht
00:31:51: haben. So und irgendwie ich finde, das ist immer so ein blöder Anreiz und also das war nicht so
00:31:58: meine Idealvorstellung, oft auch irgendwie, dass man sich da halt so komplett entfalten kann und
00:32:02: dann, dass man manchmal schon einfach äußere Zwänge hat, die da ein so ein bisschen in die
00:32:06: Bahn lenken. Weil man halt doch logischerweise halt monetäre Zwänge hat, wie ihr es ja vorhin
00:32:10: auch beschrieben habt. Und wie macht ihr denn auf das schöne Programm aufmerksam? Also ich glaube,
00:32:18: ihr seid auf Insta ziemlich aktiv. Wie wird der Kanal bespielt von euch? Ich würde schon sagen,
00:32:24: dass Instagram eigentlich so unser wichtigstes Werbemedium ist inzwischen. Wir haben relativ
00:32:31: großen Instagram-Account, der übrigens auch in letzter Zeit ein, zweimal verloren gegangen ist.
00:32:36: Also der ist immer mal wieder gesperrt worden aus irgendwelchen Gründen, was natürlich ein
00:32:40: riesiges Problem war. Also wenn wir keine Werbung machen können, kommt halt niemand. Klar. Das ist
00:32:46: schon krass, wie man merkt, wie so ein großer Verein und irgendwie 20 Jahre Geschichte dann
00:32:50: teilweise an einem dumm Instagram-Account hängen. Aber ansonsten versuchen wir schon auch in der
00:32:56: Stadt präsent zu sein. Also wir plakatieren, wir flyern in den Kneipen und so weiter. Und für
00:33:03: größere Sachen, also wir haben schon auch immer wieder mal internationale Bands, wo auch Leute
00:33:08: dann aus Stuttgart und Umgebung kommen. Und dafür fahren wir dann auch her und stellen uns vor
00:33:13: Konzerte und verteilen da Flyer oder keine Ahnung, vorbekannten Szene, Cafes oder Kneipen und
00:33:20: verteilen die, ich glaube Werbung, also es ist schon zum großen Teil Instagram und zum kleineren
00:33:28: Teil Vielhandtarbeit. Genau. Also und gerade bei so Sachen wie unsere Info-Cafierei, die wir jetzt
00:33:36: wieder aufgegriffen haben, da bietet sich schon auch Zeitungswerbung einfach an. Also für gewisse
00:33:42: Events, wo man so ein bisschen abschätzen kann, dass das vielleicht das Klientel, was auch Zeitung
00:33:46: liest, da machen wir auch Zeitungswerbung. Und wir haben auch immer mal wieder die Möglichkeit,
00:33:54: was auf der Homepage von der Stadt Verwisch-Mund eben zu inserieren. Genau. Das ist auch immer
00:34:01: ganz cool irgendwie, dass wir halt nicht nur so auf Instagram angewiesen sind. Wir haben übrigens
00:34:06: auch einen TikTok-Account. Aber der ist eingeschlafen, den hatten wir nur ganz kurz.
00:34:09: Okay. Und habt ihr irgendwie Begründung bekommen, warum Instagram euch gesperrt hat? Weil das
00:34:14: ist ja auch immer, glaube ich, total erhasselt, bis man überhaupt jemanden bekommt, der einem erklärt,
00:34:18: was irgendwie gerade passiert ist. Also wie geht man davor, außer total genervt sein und
00:34:22: voll viele Nachrichten schreiben? Genau so. Also uns wurde irgendwie Datenscraping vorgeworfen,
00:34:30: also irgendwas Weirdes, also ohne Inhalt. Es muss irgendeinen technischen Effekt gewesen
00:34:36: sein einfach. Und dann bin ich unglaublich viele E-Mails an den Kunden Support und Telefonate
00:34:41: und Beschwerdeformulare. Da haben wir uns dann zurück ins Leben gekämpft. Also auch mühsame,
00:34:48: gemeinsame Arbeit sozusagen. Und dann war das Ende Ergebnis Esperanza 1 und Instagram 0,
00:34:54: weil ihr sie wieder dazu gebracht habt, den Kanal wieder anzuschalten. Das ist doch sehr gut.
00:34:59: Wir haben vorhin schon so ein bisschen rausgehört, vor allem auch für die Zuhörerinnen und Zuhörer,
00:35:05: die im Gegensatz zu mir voll gut in Mathe sind, dass theoretisch vielleicht bald ein Jubiläum
00:35:10: ansteht. Habt ihr da, könnt ihr da irgendwie schon so ein bisschen was dazu verraten? Habt
00:35:13: ihr da große Pläne? Genau, also die JKI, also die Jugendkulturinitiative der Zugehörige
00:35:20: Verein wird 25 Jahre alt, weil die JKI sich schon 2000 gekündet hat und nicht 2001. Wir haben uns
00:35:32: nicht verrechnet, das ist schon okay so. Und genau, wir feiern das im September auf jeden Fall.
00:35:41: Genau, und wir haben uns da halt so ein bisschen so einen Tag der offenen Tür vorgestellt. Wir
00:35:50: hatten das schon mal bei unserem 20-jährigen Jubiläum, dass wir alte Zeitungsartikel ausgedruckt
00:35:55: hatten und so was. Das kam total gut an, weil es waren auch lustige Sachen irgendwie dabei,
00:36:00: die man sich schon angucken konnte. Genau, mit Reden, Hausführung, Akustikmusik und eben auch
00:36:09: speziell Vertreter von der Stadt Schäbisch-Gmund einzuladen. Und da noch mal so ein bisschen in
00:36:14: Kontakt zu kommen, in Kontakt zu pflegen, das war uns auch wichtig. Oh, das ist so cool. Also so eine
00:36:20: Mischung aus Feiern sich freuen, dass es schon so lange voll gut funktioniert hat und Netzwerken
00:36:24: quasi. Und eigentlich wollte ich auch gar nicht vorwerfen, dass ihr schlecht in Mathe seid. Ich
00:36:28: bin nämlich schlecht in Mathe. Ich habe gedacht, ihr feiert dieses und nächstes Jahr, weil nächstes
00:36:31: Jahr ist er dann vielleicht schon das offizielle 25-Jährige, wo man direkt weiter feiern kann,
00:36:36: oder? Ich glaube, wir machen einen Jubiläum, das reicht. Habt ihr denn sonst irgendwie Träume,
00:36:43: Ziele, Projekte, die ihr mit dem Esperanza irgendwie total gerne verwirklichen würdet noch? Kann
00:36:49: man da irgendwie was verraten? Also ich glaube, das jüngste Projekt, was wir beide auch irgendwie
00:36:56: spannend fanden, waren halt diese Info-Cafeereihe. Also irgendwie dieses Konzept halt von so ein
00:37:03: bisschen inhaltlichem Input auch, noch so ein bisschen was anderes halt als Wochenendkonzerte
00:37:08: oder sowas. Ich finde es auch mega cool, dass das irgendwie gut geklappt hat und es läuft jetzt
00:37:14: gerade auch so ein bisschen an. Also man merkt schon, das schleppt sich so ein bisschen, aber so wird
00:37:20: bestimmt gut und da haben wir auch noch mehr geplant. Ja, genau. Also ich persönlich, ich finde
00:37:28: auch immer so wirklich Freizeitgestaltung und Sachen cool. Also irgendwie mal so ein Graffiti
00:37:32: Workshop oder irgendwie halt niederschwellige Angebote zur alternativen Konsumarm Freizeitgestaltung.
00:37:41: Das ist schon was, was ich cool finde. Weiß nicht, vielleicht bist du noch was sagen?
00:37:47: Nee, ich glaube, das trifft es ganz gut. Also wir haben auch gerade in diesem Jahr einfach unser
00:37:52: Angebot noch mal stark verbreitet, glaube ich. Also wir hatten davor schon starken Fokus auf
00:37:57: Konzerte und Partys und also haben wir einfach zum großen Teil schon erfolgreich umgesetzt.
00:38:04: Jetzt müssen wir uns neue Pläne überlegen. Und steht die nächste Generation schon in den
00:38:09: Startlöchern? Also gibt es irgendwie Kids, wo ihr sagt, okay krass, die bringen sich total ein.
00:38:13: Die nächsten 15, 16-Jährigen, die total Gas geben. Oder müssen wir an der Stelle einen Aufruf starten,
00:38:20: dass noch mehr, noch mehr junge Menschen sozusagen mit euch gemeinsam schöne Sachen machen?
00:38:25: Ja, ich glaube, also man muss dazu sagen, wir sind, das war relativ ungewöhnlich,
00:38:30: wir sind so als gemeinsame Freundesgruppe in einem riesigen Sprung von 15 Leuten ungefähr auf einen
00:38:35: Schlag ins Espel gekommen. Es ist aber nicht so, dass wir seit dem große Nachwuchsprobleme haben,
00:38:41: es tropfelt so immer mal wieder schon jemand rein und das ist auch ganz cool. Aber also es gab
00:38:46: jetzt nicht so den zweiten großen Sprung, aber ich glaube, das ist auch nicht schlimm. Es passt
00:38:51: gerade ganz gut eigentlich. Aber also kommt trotzdem gerne vorbei und engagiert euch, so war das
00:38:56: natürlich nicht gemeint. Das klingt doch voll schön. Ja, dann tausend Dank für eure Einblicke,
00:39:02: für eure Zeit, dass ihr so viel erzählt habt und vor allem auch vielen Dank für
00:39:06: den für das Engagement und dafür, dass ihr so einen schönen Ort da geschaffen habt. Die nächste
00:39:12: Folge Konstum Quer könnt ihr auf der Website der Kulturregion Stuttgart, Kulturregionen-Stuttgart.de
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