Sara Dahme und Katja Kranich - wie lernen wir für die Zukunft?
Shownotes
"Wie schaffen wir Vertrauen und Gestaltungsfreiheit in der Schule? Und warum könnte Corona der Startschuss für ein besseres Schulsystem gewesen sein? Was sind future skills? Kurzum: Wie lernen wir heute für morgen?"
"Ich glaub nach außen hin hab ich so den Anspruch seit der Corona Pandemie als Lobbyistin für die vergessenen Kinder in der Schule zu wirken und alle die, die vorwärts denken, zusammenzubringen."
"So in so Krisensituationen ist es ja entscheidend, dass man überhaupt tut und eben nicht in dieser Schockstarre verharrt."
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00:00:00: In der Podcast-Folge von "Kunstundquer" zum Thema "Wie lernen wir für die Zukunft" habe ich wahnsinnig viel gelernt, zum einen, dass Schule doch Spaß machen kann, dass man vor Digitalisierung keine Angst haben muss und dass man Corona sogar als Rettung des Schulsystems bezeichnen kann.
00:00:18: Außerdem haben wir zwei Gäste, zwei Pädagoginnen, die unfassbar viel Zuversicht versprühen und den Begriff des Vertrauens nochmal ganz anders mit leben füllen.
00:00:30: [Musik]
00:00:43: Willkommen in der Schaltzentrale der Kulturregion Stuttgart im wunderschönen Stuttgarter Westen.
00:00:48: Mein Name ist Ingmar Volkmann, ich bin Referent für Öffentlichkeitsarbeit an den Württembergischen Staatstheaterl in Stuttgart.
00:00:56: Alle zwei Monate spreche ich an dieser Stelle im Podcast "Kunstundquer der Kulturregion über kulturelle und gesellschaftliche Themen" mittlerweile im Wechsel mit der wunderbaren Kimsy von Reichach.
00:01:08: In der aktuellen Folge von "Kunst und Quer, dem Podcast der Kulturregion Stuttgart" widmen wir uns der Frage "Wie lernen wir für die Zukunft?"
00:01:18: Bildung steht im Zentrum gesellschaftlicher Transformationen. Wie können Kunst, Kultur und Bildung miteinander wirken, um auf die Herausforderung von Krisen, Digitalisierung und gesellschaftlichem Wandel zu antworten?
00:01:33: Wie immer haben wir in der heimeligen Homebase der Kulturregion zwei spannende Gäste am Start.
00:01:38: Als da wären zum einen Katja Kranich, sie ist Schulleiterin am Stromberg Gymnasium in Feingen an der ENDS.
00:01:46: Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Zukunftsbildung verbunden mit Future Skills und Organisationsentwicklung im transformativen Zeitalter.
00:01:56: In diesem Kontext ist Katja Kranich auch in der Schulleiterin in Fortbildung und als systemischer Coach für schulische Führungskräfte tätig.
00:02:05: Herzlich Willkommen.
00:02:08: Als zweiten Gast am Start haben wir Sara Dahme.
00:02:11: Sara studierte Kunsterziehung, intermediales Gestalten und Philosophie an der Akademie der Bildenden Künste und an der Uni Stuttgart.
00:02:20: Und wenn ich jetzt versuchen würde, alles aufzählen zu wollen, was Sara Dame so tut, dann säßen wir morgen noch hier.
00:02:27: Deshalb spare ich mir diesen Aufwand, liebe und leite stattdessen zur beliebten Einstiegsrubrik dieses Podcasts über.
00:02:34: Liebe Sarah, herzlich willkommen. Wie würdest du dich dann selbst in drei Sätzen beschreiben?
00:02:39: In drei Sätzen? Mit Komma oder ohne?
00:02:42: Interfunktion ist im Podcast total sekundär, du darfst auch sieben Sätzen benutzen.
00:02:47: Das ist toll. Mich selber beschreiben. Ich glaube, ich bin sehr anstrengend, ich kann aber auch lustig sein.
00:02:52: Und am liebsten setze ich Sachen sehr schnell um. Also ich bin auch ein bisschen ungeduldig in manchen Bereichen.
00:02:59: Und am liebsten arbeite ich aber mit Menschen zusammen, weil ich es immer total bereichern finde, die Welt mal anders wahrzunehmen und andere Impulse zu bekommen.
00:03:08: Und grundsätzlich bin ich sehr neugierig, aber auch faul.
00:03:12: Und das war eine ganz gute Bandbreite, das reicht mir auf jeden Fall.
00:03:16: Bist du noch so Hard Facts irgendwie?
00:03:18: Nein, halb Hard Facts würde ich jetzt auch nicht von der Bettkante schubsen, ehrlich gesagt.
00:03:22: Okay, also tatsächlich bin ich auch hauptberuflich Lehrerin am Gymnasium.
00:03:27: Es ist ja schon mein zehntes Jahr schon hart, aber es ist ein eigentlich wirklich ganz farmelhafter Job.
00:03:34: Und nebenher bin ich oder gleichberechtigt, bin ich auch noch Kunst- und Kulturvermittlerin, arbeite in verschiedenen Bereichen, auch mit Institutionen und mit Akteurinnen zusammen.
00:03:44: Und neuerdings eben auch seit September Gemeinderätin bei der Stadt Stuttgart.
00:03:48: Das ist so mein neues Feature, habe ich heute gelernt, hier ist ein gutes Wort für Podcasts.
00:03:53: Und jetzt könntest du das da drücken.
00:03:55: Was?
00:03:57: Und dann könnte ich sagen, ja, tatsächlich Gemeinderätin.
00:04:00: Absoluter Wahnsinn, da kommen wir vielleicht nachher noch ganz kurz drauf zu sprechen.
00:04:03: Liebe Kathar, du siehst, drei Sätze ist hier eine Frage der Definition.
00:04:07: Es werden dann manchmal auch 37 Sätze, wenn die Sarah zu Gast ist.
00:04:11: Ich freue mich aber, wenn du auch noch in einigen Sätzen so ein bisschen was über dich persönlich verrätst.
00:04:16: Ja, ich glaube, ich habe mir gerade auch währenddessen überlegt, was so drei Sätze über mich sein könnten.
00:04:23: Ich glaube, nach außen hin habe ich so den Anspruch, seit der Corona-Pandemie als Lobbyistin für die vergessenen Kinder in der Schule zu wirken.
00:04:33: Und alle, die die Vorwärtsdenken zusammenzubringen, zu vernetzen, selber Teil von Netzwerken zu werden.
00:04:41: Und nach innen versuche ich einfach auch, Bildung weiterzudenken, größer zu denken und vor allem Schüler, ganz Schüler orientiert zu denken.
00:04:52: Und der dritte Satz wäre, dass ich auch selber immer bestreit bin, weiterzulernen miteinander.
00:04:59: Und eben dafür, dass es in Zukunft mit uns allen gut weitergeht.
00:05:04: Ich glaube, das Tolle daran, dass ihr beide heute hier seid, ist, dass euch eine Fähigkeit jetzt so in der Vorbereitung betrachtet.
00:05:12: Auf jeden Fall eint, ihr seid beides Macherinnen.
00:05:16: Also ihr lebt so ein bisschen, glaube ich, nach der Lösung einfach mal machen und nicht so viel drüber quatschen.
00:05:23: Katja, du hast jetzt Corona schon erwähnt gehabt.
00:05:27: Kannst du da so ein bisschen zurückdenken?
00:05:30: Ich glaube, das war für dich einfach so, nicht nur für dich, für uns alle ein krasser Einschnitt.
00:05:33: Aber ich glaube, dass da bei dir eben so ein Transformationsprozess, so ein Impuls zum Change einfach stattgefunden hat.
00:05:40: Wie kam das dann im beschaulichen, wunderschönen Feingen an der End?
00:05:44: Ja, tatsächlich würde ich auch sagen, ich war nicht mein Leben lang schon eine Macherin.
00:05:50: Und die, die sich vorne hingestellt hat und gesagt hat, Leute, so gehen wir jetzt voran.
00:05:55: Sondern es gab ja da diesen Freitag im März 2020, wo es hieß, ab Montag bleiben die Schüler zu Hause auf unbestimmte Zeit.
00:06:02: Und diese Funkstille und diese Lehre und zu wissen, da sind jetzt über 700 Menschen, die jetzt alle zu Hause sitzen, für die man verantwortlich ist.
00:06:11: Wie geht es jetzt weiter?
00:06:13: In so Krisensituationen ist es ja entscheidend, dass man überhaupt tut und eben nicht in dieser Schockstare verhaart.
00:06:21: Und nachdem diese Schockstare für einen Moment sozusagen ausgehalten war, haben wir als Schulgemeinschaft sehr schnell erkannt,
00:06:29: dass in dieser Lehre, in dieser Lehrstelle ein enormes Raum für Gestaltung auch sich birgt.
00:06:38: Weil dadurch, wenn es keine Vorschriften gibt, wie es jetzt läuft, dann haben wir ganz schnell die Chance erkannt.
00:06:43: Dann bestimmen wir jetzt für uns selber, wie es laufen kann.
00:06:46: Und das hat man jetzt ja im Schulwesen nicht allzu häufig, diesen Gestaltungsspielraum und diese Freiheit selber zu bestimmen.
00:06:53: Was ist uns jetzt als Schulgemeinschaft jetzt wichtig? Worauf kommt es an?
00:06:59: Sarah, wenn du zurückschaust, war Corona für dich irgendwie auch so ein Moment, wo du dann gezwungenermaßen ein ähnlichen Pult wie Katja jetzt eben hattest.
00:07:07: Also wo du einfach gemerkt hast, da ist jetzt ein Raum, den man irgendwie füllen kann, vielleicht sogar auch füllen muss.
00:07:12: Ja, tatsächlich. Also ich war auch erst sehr überfordert.
00:07:15: Und ich mochte, dass gerade sehr, wie du es gesagt hast, dass diese Unmöglichkeit eigentlich einen unglaublichen Freiraum geöffnet hat.
00:07:21: Und auf einmal auch eine Verantwortung von Menschen übernommen worden ist, die bisher nicht so gehört wurden.
00:07:27: Und das finde ich hat auch tatsächlich Möglichkeiten eröffnet, die ich vorher auch nicht auf dem Plan hatte.
00:07:33: Also ich muss sagen, ich fand das Onlineunterrichten eigentlich total interessant, weil wir ganz viel ausprobiert haben.
00:07:41: Und ich, den Julie, ist auch immer gesagt, sagt doch mal, was ihr machen wollt, bevor ihr jetzt sechs Stunden vor dem Computer sitzt.
00:07:47: Vielleicht können wir es ja auch irgendwie anders machen.
00:07:49: Und dann habe ich die auch auf so Entdeckungstouren geschickt durch ihre Dörfchen und Städtchen und so weiter.
00:07:54: Und auch andersrum habe ich auf einmal tatsächlich gemerkt, wie relevant auch Social Media ist.
00:08:00: Und da hatte ich ein total flashiges Erlebnis, das war im Stadtpalais.
00:08:05: Da hatte Jürgen Altmann eine Ausstellungseröffnung und wir hatten den Termin schon fix gemacht, dass wir da eigentlich eine Eröffnung machen und ich was sage.
00:08:13: Und dann war dieses alles so merkwürdig.
00:08:15: Und dann haben wir tatsächlich, das war mein erster Live-Instagram-Stream ever.
00:08:20: Und wir hatten so krass viele Menschen, die dazugehört haben und total aktiv Fragen gestellt haben.
00:08:26: Und dann dachte ich mir, wow, das ist echt eine riesen Option, Menschen zu erreichen, die eben Kultur fern sind.
00:08:32: Und auch durch dieses anonyme Moment einen Raum zu öffnen für Fragen, die man sich eigentlich mit dem Gegenüber oft gar nicht traut.
00:08:40: Und das fand ich total spannend und habe auch versucht, das so in die Lehre mit reinzunehmen.
00:08:44: Und auch im Lehrauftrag mit Studierenden haben wir dann uns auch ganz viele Online-Formate eben angeschaut und die auch analysiert.
00:08:52: Und daraus habe ich ganz viel rausgezogen auch für die Lehre.
00:08:55: Also ich fand schon das ganz bedrückend für mich als Person, ich habe das sehr darunter gelitten,
00:09:00: weil ich irgendwie schon Menschen auch brauche und mich hat das sehr gestresst.
00:09:04: Und ich habe mich nicht wohlgefühlt, aber mit diesen Herausforderungen aktiv umzugehen,
00:09:09: das hat dann tatsächlich irgendwann auch Spaß gemacht.
00:09:12: Jan, vor allem sagst du ja gerade einen ganz wichtigen Satz.
00:09:15: Das war eigentlich zum ersten Mal die wirklich ernst gemeinte Frage an die Schülerinnen und Schüler.
00:09:20: Was braucht ihr jetzt eigentlich?
00:09:24: Und das war ein unglaublicher Drehmoment.
00:09:27: Und von dem sie mal auch nicht mehr, also das war dann die Richtung, in die wir uns dann einfach auch weiter bewegt haben.
00:09:33: Was braucht ihr Schüler eigentlich, damit es euch gut geht und ihr für euch jetzt weiter kommt?
00:09:39: Und was war die Antwort? Also es wird nicht nur eine Antwort gegeben haben,
00:09:42: aber gab es da irgendwas, was sich total überrascht hat, weil du das gar nicht so auf dem Zettel hattest,
00:09:46: dass das jetzt, sagen wir mal, das irgendwie so zu den zwei, drei Bedürfnissen gehört,
00:09:49: was die Schüler wirklich brauchen, um sich wohlzufühlen?
00:09:51: Also da habe ich dir eine ganz klare Antwort. Was alle Unisono gesagt haben war,
00:09:56: dieser Kontakt zu unseren Lehren tut uns so gut und auch über private Dinge sprechen.
00:10:01: Einfach auf diese Beziehungsebene diesen Kontakt haben,
00:10:05: dieses Sprechen mit den Lehrkräften, nochmal sprechen mit den Lehrkräften,
00:10:09: Zeit haben mit den Lehrkräften, das kam, also das kam Unisono.
00:10:13: Und eigentlich hat sich bis auf den heutigen Tag daran auch nichts geändert.
00:10:18: Und John Hetty, der Bildungsforscher, hat es jetzt ja kürzlich auch erst wieder bestätigt.
00:10:22: Oh ja, da spielst du was Gutes an, ne? Es gab ja eine große Schulleitungskonferenz
00:10:27: und mich hat das positivst überrascht, dass jemand wie John Hetty dort gesprochen hat.
00:10:31: Ich glaube, der Vortrag ist fast über eine Stunde. Den kann man sich auch noch im Nachhinein anschauen,
00:10:35: wenn man das googlt, findet man das. Ich bin ein großer Fan von ihm.
00:10:40: Ich hatte ihn auch in meinem Referendariat, habe ich da im Bereich Bildungswissenschaften
00:10:44: auch meine mündliche Prüfung drin gemacht und ich vermisse den sehr in der Schule ganz oft,
00:10:49: weil ich mir viel mehr von seinen Ideen da wünschen würde.
00:10:52: Und fand es ganz spannend, dass aber dieses letztes Jahr war es, glaube ich,
00:10:56: dieses Jahr, letztes Jahr waren wir an die Konferenz.
00:10:58: Letztes Kalenderjahr und dieses Schuljahr.
00:11:00: So, danke. Also irgendwie auch dieses Jahr.
00:11:03: Und ich fand es gigantisch gut, dass in so einem Forum so ein toller Andersdenker
00:11:09: eingeladen worden ist und ich hoffe mir sehr, weil das, was du gerade angesprochen hast,
00:11:13: dieses, dass da auf einmal was möglich war und wir Schülerinnen und Schüler irgendwie auch ernst genommen haben
00:11:19: mit Bedürfnissen. Ich hatte das Gefühl, also bei uns an der Schule wurde viel mit übernommen.
00:11:25: Das sind viele sehr engagiert und haben Lust, aber auch in manchen Bereichen,
00:11:29: als ob nie was gewesen wäre. Und das fand ich auch sehr erschreckend,
00:11:33: wie schnell man wieder in so eine Lethargie verfällt oder in so eine Bequemlichkeit.
00:11:38: Und bei manche Sachen brauchen halt eine andere Art von Energielevel, wenn man da eben drinbleiben will.
00:11:43: Und ja, da habe ich mir schon gehofft, dass sich da mehr verändert und mehr öffnet.
00:11:48: Und jetzt hinsichtlich des neuen G9. Oh je.
00:11:51: Da wird es so eine Art. Er ist ja in dem Sinn gar kein Andersdenker.
00:11:56: Er werdet einfach nur die Studienlage aus.
00:11:59: Das finde ich so interessant. Er werdet ja einfach nur Studien aus.
00:12:04: Und er referiert eigentlich nichts anderes als die Studienlage.
00:12:07: So easy ist es und trotzdem aber in viele dran vorbei.
00:12:12: Richtig.
00:12:13: Vielleicht nochmal kurz angeknüpft an deine Idee oder an deine Antwort,
00:12:19: an deine Tese, was die Schülerinnen sich eben wünschen.
00:12:22: Kann man das quasi halt eben dann so runterbrechen,
00:12:25: dass wirklich halt so der Austausch mit den Lehrkräften, dass die Nähe vielleicht irgendwie auch zu,
00:12:31: sagen wir mal, pädagogischen Fortbildern jetzt pathetisch gesprochen hat, irgendwie wichtig für die ist.
00:12:35: Also es ist gar nicht nur irgendwie halt so der inhaltliche Unterrichtsstoff,
00:12:38: sondern wirklich halt eben so diese Bezugspersonen, Lehrerinnen und Lehrer.
00:12:41: Absolut. Wir haben auch noch während der Pandemie sehr projektbasiert gearbeitet,
00:12:48: eben Raum und Zeit gegeben für Themen, die den Schülern und Schülerinnen wichtig waren.
00:12:53: Und an diesen projektbasierten Arbeiten haben wir auch festgehalten.
00:12:57: Und das Schöne am projektbasierten Arbeiten ist ja,
00:12:59: dass die Lehrer darin in diesem Unterrichtssetting eine ganz andere Rolle haben
00:13:03: und auch die Zeit tatsächlich mit ihren Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu gehen.
00:13:08: Und das ist nach wie vor, also das ist was, wo wir uns versuchen, permanent weiter zu verbessern und zu entwickeln.
00:13:15: Weil das quasi kein klassischer Frontunterricht ist,
00:13:17: sondern weil du halt einfach näher an den Kindern dran bist dann wahrscheinlich, oder?
00:13:20: Ja, näher, also im Sinne von näher an ihren Gedankengängen, näher an dem, wo sie gerade stehen,
00:13:28: hinsichtlich Jahrgedanken, Arbeitsprozess, Lernfortschritte etc.
00:13:34: Sarah, was ist so interessant, gerade schon am Anfang war,
00:13:37: eben, dass du die die Zeitspanne am Event hast, in der du eben als Lehrerin tätig bist,
00:13:41: eben jetzt auch schon eine Dekade, kann man sagen, wie hast du irgendwie beobachtet?
00:13:46: Also haben sich die Schülerinnen und Schüler innerhalb dieses Jahrzehnts irgendwie verändert?
00:13:51: Hast du da irgendwie was feststellen können?
00:13:54: Also wir haben ja schon Corona angesprochen, es gab ja noch so zwei andere äußere Faktoren.
00:13:59: Also was macht das mit den Kids?
00:14:01: Ja, ich finde schon, also ich gucke mir immer wieder mal Ergebnisse an von früher
00:14:06: oder erinnere mich oder treff sogar ehemalige Schülerinnen und Schüler,
00:14:10: weil ich mit vielen einen sehr guten Kontakt habe und die mir dann irgendwie schreiben,
00:14:13: ja ich bin jetzt irgendwie hier in Paris und mache Modedesign
00:14:16: und den wollte ich auch demnächst mal treffen.
00:14:18: Zum Beispiel, weil ich total stolz auf den bin, dass der so genialen Weg gegangen ist,
00:14:23: ich finde schon, es klingt jetzt vielleicht ein bisschen nicht so nett,
00:14:28: aber ich mochte das am Anfang, dass das Schülerinnen und Schüler gab bei uns an der Schule,
00:14:32: die auch so ein bisschen rebellisch waren, die auch mal nicht gemacht haben, was ich gesagt habe,
00:14:37: die ein bisschen provoziert haben und frech waren, das mochte ich total gerne
00:14:42: und dann wurde bei uns auf G8 umgestellt und dann waren die halt alle sehr viel jünger.
00:14:46: Und da habe ich schon das Gefühl, das macht was mit denen,
00:14:49: auch dass die einfach ganz wenig Zeit für sich haben gefühlt,
00:14:53: sondern sehr, sehr, sehr viel Zeit in der Schule verbringen,
00:14:56: wo ich mir immer denke, ihr Armen, da hätte ich keine Lust drauf gehabt in dem Alter.
00:15:01: Ich merke aber schon auch, dass natürlich verschiedenste Einflüsse,
00:15:06: also dieses sich so unmächtig fühlen in einer Welt,
00:15:09: wo man alle Informationen permanent bekommt,
00:15:12: die aber eigentlich gar nichts mit einem selber zu tun haben,
00:15:16: dass es schon auch ein Überforderungsmoment ist und so ein Unmachtsgefühl auslöst
00:15:20: und da eigentlich, glaube ich, von Seiten von uns Lehrern und Lehrern
00:15:24: eigentlich noch viel mehr unterstützt werden sollte,
00:15:27: da auch Strategien zu entwickeln, wie gehe ich denn damit um?
00:15:30: Ich merke auch natürlich schon auch, dass Social Media eine riesen Sache ist.
00:15:34: Also bei uns für mich völlig unnachvollziehbar sind Handys überall,
00:15:39: außer während des Unterrichts erlaubt und das finde ich ganz merkwürdig,
00:15:42: weil ich wirklich Kinder habe, die überhaupt nicht mehr miteinander agieren,
00:15:46: die sitzen dann da mit dem Handy die gesamten 20 Minuten in der Pause,
00:15:49: in der Ecke und zocken.
00:15:50: Jetzt mal ganz krass gibt natürlich auch Kinder, die viel rumspielen und Spaß haben,
00:15:55: aber da habe ich schon das Gefühl, da haben wir eine riesen Verantwortung
00:15:59: und da müssen wir als Ort des Lernens tatsächlich auch viel mehr anbieten,
00:16:05: damit die sensibel und klug mit diesen neuen Medien umzugehen lernen.
00:16:09: Und ich finde, da ist noch ganz viel Luft nach oben.
00:16:12: Ja, ich merke das schon.
00:16:14: Aber ansonsten, Kids sind immer teufelig, ich lerne ganz viel bei denen.
00:16:19: Was du beschreibst, wäre aber ja so der normale Gang der Zeit,
00:16:22: dass sich natürlich Kinder mit allen Innovationen um sie herum auch verändern.
00:16:28: Ich nehme noch was ganz anderes wahr.
00:16:31: Für mein Dafürhalten haben sich die Kinder oder überhaupt das schulische Zusammensein
00:16:37: in jedem Jahr nach Wiederaufnahme des Regelbetriebs geändert.
00:16:42: Und bei uns war es schon immer ein Running Gag im Collegium.
00:16:45: Sind wir mal gespannt, was dieses Jahr neu hinzukommt.
00:16:48: Ich nehme schon wahr, dass vor allem sehr wache und selbst reflektierte junge Menschen
00:16:54: sehr genau bemerkt haben, dass sie keinerlei Lobby haben.
00:16:59: Die Schülergruppe waren ja die, die den größten Preis eigentlich mit bezahlt haben
00:17:04: in der Pandemie und niemand.
00:17:06: Und niemand ist irgendwann gekommen und hatte die Größe und das Rückgrat zu sagen,
00:17:10: Kinder, wir haben es mit euch wirklich übertrieben.
00:17:13: Und wir versuchen hier jetzt irgendwie auch durch passende Maßnahmen hier einfach korrigieren,
00:17:21: wieder einzufirken.
00:17:23: Man hat sie zurückgeholt aus der Pandemie, also aus dem Lockdown,
00:17:26: hat sie Klassenarbeiten scheinbar sind, was wir natürlich nicht gemacht haben.
00:17:29: Aber so dieses, ich mir fällt ehrlich gesagt kein Bereich ein,
00:17:35: bei dem es dann nach Ende der Pandemie-Bedingung hieß, so und jetzt machen wir weiter so.
00:17:41: Ich kenne wirklich keinen Bereich.
00:17:43: Und man sieht ja selbst in den Großkonzernen, die auch jetzt nicht gerade so,
00:17:48: die Schnellläufer bei Innovationen sind, das Home Office ist eine Selbstverständlichkeit
00:17:53: und digitales Arbeiten und so weiter und so fort.
00:17:55: Und die Schule ist der Bereich, wo es hieß und jetzt geht es wieder weiter.
00:17:58: Das ist wie wenn man so einen Faden, der ausgefranzt war, der an den beiden Enden abgeschnitten hat
00:18:04: und zusammengesetzt hat, als wäre nie irgendwas passiert.
00:18:07: Und das ist das eine Moment, dass die Schüler sehr wohl merken,
00:18:12: ist die Schule wirklich die Institution, die adaptiv genug ist, um mit der Zeit zu gehen.
00:18:19: Also dieses Infragestellen von Schule als Institution ist ganz klar,
00:18:24: eine ganz eindeutige Veränderung der letzten Jahre.
00:18:27: Und auch das Vertrauen ein Stück weit auch in die Politik.
00:18:31: Also ich bin gar nicht so sehr überrascht, dass einige junge Menschen mittlerweile nach rechts abtriften,
00:18:37: wo man vermeintlich auf sie zugeht, wo man vermeintlich sie adressiert.
00:18:42: Man sieht sie auch jetzt im Wahlkampf, sie spielen überhaupt keine Rolle.
00:18:46: Bildungspolitik spielt keine Rolle.
00:18:49: Und dass da junge Menschen, die einen radikalisieren sich, werden extremer.
00:18:55: Und die anderen, und das ist jetzt beispielsweise bei uns in der Schule schon auch so,
00:18:59: sind extrem kritisch und stellen in Frage, was wir tun.
00:19:03: Weil wir Erwachsenen waren nicht gerade jetzt die verantwortungsvollen Vorbilder,
00:19:08: die genau wussten, was für die Kinder während der Pandemie gut ist.
00:19:11: Nein, es war nicht gut, was wir gemacht haben.
00:19:13: Und dass man dann natürlich eine viel kritische Erhaltung als junger Mensch heute hat
00:19:18: und in Frage stellt, was die Erwachsenen meinen, was für sie gut ist,
00:19:22: ist eine ganz logische Konsequenz.
00:19:25: Und ich finde, das stellt man sehr wohl.
00:19:27: Also es kann man in der Breite erkennen, dieses grundsätzlich in Frage stellen.
00:19:32: Ist es auch wirklich gut für mich, was du glaubst, was gut ist?
00:19:36: Und kann man vielleicht auch sagen, also jetzt in der Vorbereitung auf das Gespräch,
00:19:39: habe ich so ein bisschen Review passieren lassen
00:19:41: oder habe ich noch mal so ein bisschen versucht, darüber nachzudenken,
00:19:45: wie das für mich so auf der Schule war.
00:19:47: Ich glaube, dass ich einfach das große Glück hatte,
00:19:49: dass man sich vor behüteten Zeit in die Schule gehen durfte
00:19:52: und wirklich die 90er-Jahre die wichtigste Frage war,
00:19:56: ob man irgendwie Nike oder Adidas oder Reebok trägt
00:19:59: und ansonsten war alles sehr, sehr legär in der Verklärin, den Rückschau.
00:20:03: Und wenn wir eben von Corona nochmal einen Schritt zurückgehen,
00:20:06: dann ist ja nicht so, dass mit Corona die Welt sich so ein bisschen verkompliziert hat,
00:20:09: sondern wahrscheinlich kann man, weiß ich nicht,
00:20:11: sogar auch bis 20, noch ein paar Jahre zurückgehen
00:20:15: und auf die geflüchteten Welle schon irgendwie ein bisschen eingehen.
00:20:19: Also könnte man irgendwie postulieren,
00:20:21: dass einfach die vergangenen Dekade so viele Veränderungen
00:20:24: und so eine Unsicherheit irgendwie mitgebracht hat,
00:20:26: dass es logischerweise eben dann auch Schülerinnen und Schüler
00:20:29: halt vielleicht ganz anders verunsichert,
00:20:31: als es früher in der Zeit war, wo der Wandel vermeintlich
00:20:35: irgendwie nicht so krass gefühlt alle zwei Jahre reingekickt hat.
00:20:39: Aber nicht nur Schülerinnen und Schüler, das ist ja die Gesamtgesellschaft,
00:20:42: ich sage nur Megatrends, die ja das Zukunftsinstitut
00:20:45: auch regelmäßig erforscht und publiziert.
00:20:48: Also die Individualisierung, Digitalisierung,
00:20:50: das ist ja, das verändert uns als Gesellschaft ja insgesamt.
00:20:54: Dass hier, ich sage mal, dieser Rahmen innerhalb,
00:20:58: dessen wir erwachsen werden und unser Leben leben,
00:21:02: der hat sich sozusagen aufgelöst
00:21:05: und deswegen, das löst eben diese Unsicherheit aus,
00:21:09: die wir ja eigentlich in allen Gesellschaftsschichten spüren mittlerweile.
00:21:14: Und das heißt, dass die Schule halt in dem Fall
00:21:16: vielleicht wirklich positiv gesprochen ja ein noch wichtigeres Tool ist,
00:21:19: um so ein bisschen Sicherheit zu vermitteln dann wahrscheinlich.
00:21:22: Wie ist es denn, um jetzt gleich mal ganz kätzlerisch zu fragen,
00:21:24: so was wie der Lehrplan,
00:21:26: hält der Schritt mit den unfassbar stetigen Veränderungen,
00:21:29: die in der rasanten Geschwindigkeit eben kommen?
00:21:32: Sarah lacht schon am Mikrofon vorbei.
00:21:34: Katja, du darfst auch gerne antworten.
00:21:36: Also ich hab, wir hatten ja vorher von dem Momentum 2020 gesprochen
00:21:43: und genau, Lehrplan war ja dann kein Orientierungsrahmen
00:21:47: für dieses Setting, das wir da dann bewältigen mussten
00:21:52: oder gestalten mussten.
00:21:54: Und ich bin dann nach eigener Recherche damals
00:21:57: auf diesen OECD Lernkompass 2030 gestoßen.
00:22:01: Und das ist wirklich ein ganz hervorragendes
00:22:04: Rahmenkonzept für Lernen im 21. Jahrhundert.
00:22:07: Der Lernkompass, das steckt ja schon im Namen drin,
00:22:10: der, wenn man, dass es eben die zentrale Aufgabe in Schule ist
00:22:16: oder überhaupt von Bildung ist, diesen inneren Kompass auszubilden,
00:22:21: an dem oder mithilfe dessen man sich dann eben orientieren kann,
00:22:25: in einer Welt, in der, ich sag's mal so auf der Landkarte,
00:22:29: wo man so ein bisschen outdoor unterwegs ist
00:22:32: und nicht da die Infrastruktur schon so vorgegeben ist.
00:22:35: Und ja, das gibt's, also dieses tragende Bildungskonzept,
00:22:40: dieses Rahmenkonzept gibt es.
00:22:42: Und das waren ja über 300 Experten weltweit,
00:22:46: die hier ko-konstruktiv hier zusammengearbeitet haben.
00:22:51: Und das trägt meines Erachtens.
00:22:53: Also wir als Schule richten uns da konsequent daran aus
00:22:57: und ich kann sagen, dieses Konzept trägt.
00:23:00: Und das heißt, das bringt ja auch die nötige Freiheit,
00:23:03: um dann vielleicht sogar starre Lehrpläne ausgleichen zu können,
00:23:07: oder wie muss man das ganz konkret sich vorstellen?
00:23:09: Also wie muss man sich es konkret vorstellen?
00:23:14: Es ist ja wie gesagt ein Rahmenkonzept
00:23:17: und der Kompass ist eben dann sehr ausdifferenziert beschrieben.
00:23:21: Diese Kompass-Nadeln sozusagen, diese Haltungenwerte,
00:23:25: die Wissensgrundlagen, Skills, die ich brauche,
00:23:28: umorientiert als junger Mensch dann eigenverantwortlich
00:23:33: und gestalten mein Leben in den Blick zu nehmen
00:23:37: und dieses auch zu gestalten.
00:23:39: Und es ist einfach ein wunderbarer Orientierungsrahmen,
00:23:43: wo man quasi alles das, was man tut, nochmal so überprüfen kann, erfüllt.
00:23:50: Zum Beispiel jetzt, wenn man Projektbasiertes Arbeiten macht,
00:23:53: erfüllen wir das, oder ist dieses Setting innerhalb dieses Rahmens
00:23:57: zuverordnen, ja oder nein?
00:23:59: Erfüllen wir diese Kriterien ja oder nein?
00:24:02: Es ist einfach ein wunderbarer Orientierungsrahmen
00:24:05: für alle Planungen in der Schule.
00:24:09: Sarah, geht es dir genau so?
00:24:11: Ist der Kompass für dich auch so elementar eben zur Orientierung?
00:24:15: Ich finde den unglaublich hilfreich und sehr, sehr klug.
00:24:18: Aber du hast halt leider nicht überall so Menschen wie Katja sitzen,
00:24:22: die sich damit so auseinandersetzen und die das auch so pushen
00:24:25: und nach vorne bringen.
00:24:27: Es gibt leider auch noch genug Schulen, die, glaube ich, noch nie davon gehört haben
00:24:31: und die sich damit auch nicht auseinandersetzen.
00:24:34: Und das zeigt halt mal wieder, wie stark unser System ist,
00:24:38: dass wir eigentlich ganz tolle Menschen an der Schule haben,
00:24:41: die dort arbeiten.
00:24:43: Also ich habe mega coole Leute bei mir im Kollegium.
00:24:46: Und dann gleichzeitig gibt es aber oft eben sehr andere,
00:24:50: enge Rahmenbedingungen und da liegt es natürlich auch an uns überhaupt
00:24:54: selber da Freiräume zu finden.
00:24:56: Also ich habe ja das Riesenglück, dass ich so einen Fachunterricht
00:24:58: oder dass niemand interessiert.
00:25:00: Und deshalb bin ich ja so Hofnerrin.
00:25:02: Und wenn ich bei mir in der Kunst meine Türe zumache,
00:25:04: dann habe ich die größten Freiheiten und das ist ziemlich schön.
00:25:07: Und ich kann schon immer sehr anders arbeiten.
00:25:10: Das muss ich ganz arg zugeben.
00:25:12: Und auch im Bereich Kunst ist der Lehrplan.
00:25:14: Da saßen wirklich kluge Menschen und haben sich überlegt,
00:25:17: wie können wir möglichst großen Raum lassen
00:25:20: für eine kreative Auseinandersetzung mit Themen.
00:25:23: Ich glaube in anderen Fächern ist das nicht immer ganz so einfach,
00:25:26: aber es liegt halt schon auch an dem, wie man selber rangeht
00:25:29: oder wie man auch von der Schule selbst unterstützt wird.
00:25:32: Und da gibt es halt ganz verschiedene Voraussetzungen bei uns
00:25:36: und da ja die Lernen und Lehre auch ein föderalistisches System ist.
00:25:40: Da haben wir jetzt ein Eisberg, der ist ja unglaublich.
00:25:44: Das ist ja alles nicht vergleichbar.
00:25:46: Und obwohl das unsere Hauptmaxime ist, nach der wir arbeiten,
00:25:49: sollen Vergleichbarkeit ist das, wo ich immer sage,
00:25:52: um Gottes Willen, lasst es bitte sein.
00:25:54: Was ist denn da vergleichbar?
00:25:56: Kannst du vielleicht daran anknüpfen,
00:25:58: weil du gerade eben dein Unterrichtsfach erwähnt hast.
00:26:00: Du bist ja eben, sagen wir mal, in den Anfangszeit nicht nur Lehrerin.
00:26:03: Du bist einfach gerade in dem Bereich Kunstvermittlung total stark unterwegs.
00:26:07: Wie muss man sich das ganz konkret im Alltag
00:26:10: oder auch im Unterricht irgendwie vorstellen?
00:26:12: Du arbeitest mit ganz unterschiedlichen Kindern,
00:26:14: mit ganz unterschiedlichen Schülerinnen und Schülern
00:26:16: eben bei unterschiedlichen Projekten dann zusammen, oder?
00:26:18: Ja, tatsächlich.
00:26:20: Ich habe so ein Paradeprojekt, wo ich mir denke,
00:26:22: das ist sowas, wie ich mir viel öfter das Arbeiten
00:26:24: an der Schule wünschen würde.
00:26:26: Das ist auch während Corona entwickelt worden,
00:26:29: mit einer Freundin von mir, mit der Sarah Kreuz,
00:26:31: die leitet die, macht die Kunstvermittlung in Wolfsburg am Museum.
00:26:34: Und wir haben über Dive-Innen einen Zuschlag bekommen
00:26:37: über eine Förderung.
00:26:38: Und es war noch vor Corona, haben wir diesen Antrag gestellt
00:26:40: und dann mal gucken, ob das cool ist, weil mir so Gamification,
00:26:42: irgendwie Handynutzung.
00:26:44: Wie kriegen wir junge Menschen ins Museum?
00:26:46: Und auf einmal war dann Lockdown.
00:26:48: Und wir haben quasi online mit den Schülerinnen und Schülern
00:26:51: die Konzeption für dieses Studio digital entwickelt.
00:26:54: Über verschiedene Klassenstufen von der 5. bis zu 12.
00:26:57: haben die alle sich auseinandergesetzt mit,
00:26:59: was ist ein Museum, welche Aufgaben hat es?
00:27:02: Wie interessiert mich eigentlich die Kunst, die da ist?
00:27:04: Und wenn ja, welche Kunst interessiert mich,
00:27:06: was möchte ich darüber erfahren?
00:27:08: Und über eineinhalb Jahre haben wir tatsächlich,
00:27:11: wie so ein richtiges Profi-Büro, haben wir eine Konzeption entwickelt
00:27:15: mit den Schülerinnen und Schülern.
00:27:17: Und die Krönung war am Ende, dass wir tatsächlich nominiert waren
00:27:21: für den Grimme-Digitalpreis.
00:27:23: Und ich, mit einer ganz großen Schülergruppe,
00:27:25: dann dahin fahren konnte und wir das Projekt präsentiert haben.
00:27:28: Und das Tolle ist auch, wir haben jetzt noch eine Folgeförderung gekriegt
00:27:31: und können jetzt nochmal weiterentwickeln, arbeiten gerade mit KI.
00:27:34: Und wir präsentieren dieses neue KI-Tool,
00:27:37: in dem auch Schüler maßgeblich quasi entschieden haben,
00:27:41: wie das funktionieren soll und auf welcher Basis
00:27:43: und welche, was sie sich davon erhoffen
00:27:46: und wie viel Spaß und Inhalt damit rein muss.
00:27:49: Und der Grafiker hat das alles programmiert
00:27:51: und das Programm angelehnt.
00:27:53: Und das präsentieren wir jetzt auf der Didakta.
00:27:55: Und da merke ich, das ist das, was mir am allermeisten Spaß macht,
00:27:58: ist sozusagen meine Welt, die da draußen ist,
00:28:02: diese Welt der Kunst und der Kultur,
00:28:04: immer auch in den Klassenraum mit reinzubringen,
00:28:07: aber auch die Schülerinnen und Schüler daraus zu holen
00:28:09: und mit denen ganz andere Orte zu begehen und Menschen zu treffen.
00:28:13: Weil am Ende vom Tag, ich könnte dir das Gleiche erzählen,
00:28:16: wie der Programmierer, aber es ist halt tot langweilig,
00:28:18: weil das erzählt halt die Frau Dame.
00:28:20: Aber wenn ich dann live dem Programmierer dazuschalte
00:28:23: und der an der Wand projiziert ist
00:28:25: und den Schülerinnen und Schüler ihre Fragen beantwortet,
00:28:28: dann sind die danach alle Feuer und Flamme und sagen,
00:28:30: "Geil, das will ich auch, Hammer."
00:28:32: Das ist halt, was mir am meisten Spaß macht,
00:28:34: auch unkonventionell zu arbeiten, über Klassenstufen hinweg.
00:28:37: Auch viel im Theaterbereich.
00:28:39: Aber das geht halt nur, wenn du das alles selber machst.
00:28:42: Weil in der Schule, ich sage mal ganz gemein,
00:28:45: kommt auch schon ab und zu mal so ein Spruch wie "Frau Dame,
00:28:48: aber dann müssen wir jetzt schon wieder den Stunden planen"
00:28:50: und so weiter und sie wissen ja.
00:28:52: Und dann denke ich mir, oh Mensch,
00:28:54: echt schon wieder die gleiche Diskussion.
00:28:56: Ich mache das jetzt seit zehn Jahren bei euch,
00:28:58: ihr wisst, dass das gut sind.
00:29:00: Zusammen, das sind Projekte,
00:29:02: wo mir dann Schülerinnen und Schüler auch rückmelden.
00:29:04: "Oh krass, ich glaube, ich habe noch nie so viel gelernt."
00:29:06: Und das ist gar kein Schleim, sondern da passiert was.
00:29:09: Und das ist so, wo ich mir eigentlich wünschen würde,
00:29:12: dass sowas viel unkomplizierter machbar sein sollte
00:29:15: und dass vielleicht auch Kolleginnen und Kollegen
00:29:18: besser informiert werden,
00:29:22: mit welchen Partner*innen sie extern zusammenarbeiten können.
00:29:25: Es gibt total viele coole Projekte, die auch finanziert sind
00:29:28: und da kommen richtig coole Leute an die Schule.
00:29:31: Aber man braucht halt immer einen,
00:29:33: der die Initialzündung setzt
00:29:35: und das auch alles begleitet und betreut.
00:29:37: Und da kommen wir natürlich auch an die moderne Welt,
00:29:40: die dann sagt,
00:29:42: Na ja, aber ich habe ja Work-Live-Balance und wenn ich jetzt einen halben Lehrauftrag mache,
00:29:45: aber eigentlich einen vollen Arbeiten, den ich gar nicht vergütet kriege, dann mache
00:29:48: ich es halt nicht.
00:29:49: Das sage ich mal ganz ketzerisch.
00:29:50: Ich mache das schon noch, weil ich Bock drauf habe und weil ich merke, was das mit den
00:29:55: Schülis macht und wie begeistert die in meinen Unterricht reinkommen und sich ihre Sachen
00:29:59: selber nehmen und einfach anfangen.
00:30:01: Und wir machen jetzt auch ein Projekt für die Ibalen-Baklern.
00:30:03: Da freue ich mich auch schon, da werden wir auch mit Podcast arbeiten.
00:30:06: Vielleicht müssen wir ja hier unseren Techniker abwerben.
00:30:08: Auf gar keinen Fall, da sprechen wir dann bitte nach der Sendung drüber.
00:30:12: Aber was ich jetzt mitgenommen habe, ist tatsächlich eben so ein bisschen den Projektcharakter
00:30:17: rausgestellt.
00:30:18: Was Katja auch eingangs gesagt hat, dass das, glaube ich, immer wichtiger wird.
00:30:21: Ist es so irgendwie so ein Tool, dass man halt eben wirklich halt die Kids aus dieser
00:30:24: klassischen, ja, irgendwie Klassenzimmersituation rausholt eben und ins, vielleicht sogar
00:30:29: echte, mit dem echten Leben oder mit der Kunst, mit der Kultur irgendwie konfrontiert?
00:30:32: Also das echte Leben für Kinder ist ja eigentlich das, was sie selbst beschäftigt und was ihre
00:30:39: Themen sind.
00:30:40: Und ich sehe da unterschiedliche Möglichkeiten, wie man sozusagen das echte Leben in die Schule
00:30:46: holt oder eben raus ins echte Leben geht.
00:30:48: Im Idealfall gibt es da gar keinen Unterschied mehr.
00:30:51: Was du gerade beschrieben hast, ist sicherlich eine Möglichkeit mit externen Partnern.
00:30:57: Wir arbeiten jetzt auch seit diesem Schuljahr mit dem Schauspiel Stuttgart verstärkt
00:31:02: zusammen, weil wir einfach auch lernen wollen, dieses ko-kreative, ko-konstruktive.
00:31:08: Das heißt, wie können wir zusammen einfach an Lösungen arbeiten, die einer für sich
00:31:14: alleine so nicht gestalten könnte?
00:31:17: Und da kann man eben auch von beispielsweise vom Schauspiel sehr, sehr, sehr viel lernen.
00:31:23: Wir arbeiten auch viel mit dem Lerndesign Deeper Learning beispielsweise, also ich glaube,
00:31:27: man muss da unterscheiden.
00:31:28: Man kann es einmal über das Lerndesign steuern, eben, wo man nur die Rahmen, wo die Lehrkräfte
00:31:35: für die Rahmenbedingungen sorgen, für den, dafür, dass die Wissensgrundlage sichergestellt
00:31:40: sind, sozusagen die Plattform, auf der sich die Schüler dann, auf der die dann loslegen.
00:31:46: Oder eben man macht es über die externen Partner, aber in jedem Fall sollten Schüler
00:31:51: so oft wie möglich aus diesem Berieselungsmodus raus, sei es von ihrem Smartphone weg, aber
00:31:56: auch eben dieser Frontalunterricht, wenn das die einzige Form des Unterrichtens ist, ist
00:32:02: es natürlich auch so optimal.
00:32:03: Aber ich kenne auch keine Schule, muss ich ganz ehrlich sagen, wo das noch der Fall wäre.
00:32:08: Also ich nehme schon sehr stark wahr, dass um uns herum alle Schulen mehr oder weniger
00:32:14: sich auf den Weg gemacht haben, weil es geht ja nicht mehr.
00:32:17: Also alle, die in Schule tätig sind, spüren ja schon länger, also wir müssen uns bewegen
00:32:24: miteinander und wir müssen wieder, wir sagen ja, pädagogisch Passungen herstellen zwischen
00:32:30: dem, was Schüler brauchen und dem, was wir anzubieten haben und wie wir gemeinsam arbeiten.
00:32:36: Das ist sogar ein spannendes Stichwort, erwähnt Deeper Learning, kannst du das vielleicht
00:32:40: noch so ein bisschen mit Leben füllen, ausführen, was da dahinter steckt?
00:32:45: Ja, Deeper Learning kommt von der Uni Heidelberg, das wurde in Deutschland sehr etabliert von
00:32:53: der Professorin Anis Liefka und Britta Klopsch, die einfach dieses Lerndesign sozusagen zusammengestellt
00:33:00: haben für eine pädagogik im digitalen Zeitalter, wie so schön heißt und wo es eben drum geht,
00:33:08: deep dives zu ermöglichen, sozusagen auf einer Wissensbasis, die gemeinsam mit den Lehrkräften
00:33:16: sozusagen ganz klassisch erarbeitet wird, durchaus auch im Frontalunterricht um den Begriff
00:33:22: nochmal zu strapazieren und dann aber definieren die Schüler selbst, in welchen Aspekt sie
00:33:30: quasi tief einsteigen wollen oder welches Thema sie jetzt interessiert und dann machen
00:33:36: die sich aber in der Gruppe oder allein auf den Weg hier nachzuforschen mit Experten ins
00:33:41: Gespräch zu gehen und was das ganz tolle an Deeper Learning eben ist, es findet danach
00:33:47: nicht irgendwie eine Klassenarbeit statt, sondern die Schüler müssen sich dann im
00:33:50: Laufe ihres Lernprozesses in ihrer Vertiefungsphase irgendwann dann die Frage stellen, wie kann
00:33:57: ich jetzt das Wissen, das ich mir angeeignet habe, mit meiner Lerngruppe teilen und dafür
00:34:03: müssen sie dann ein sogenanntes authentisches Lernprodukt finden, wo sie eben ja dann
00:34:09: ihren Mitschülern oder in ihren Piers dann vorstellen, was habe ich gelernt, womit habe
00:34:14: ich mich beschäftigt, was habe ich gelernt und was nehme ich jetzt für mich dadurch mit.
00:34:18: Also ein spannendes, sehr, sehr spannendes Format.
00:34:22: Das klingt total spannend und du hast einen anderen spannenderen Rahmen eben auch gerade
00:34:27: nur noch genannt, die Digitalisierung, ich stelle mir euer beider Job insofern auch
00:34:33: total schwierig vor, als dass ihr ja permanent sozusagen konkurriert um die Aufmerksamkeitsfähigkeit
00:34:39: von Kits, die oft abgelenkt sind durchs Handy, du hast Sarah vorhin schon erwähnt, dass
00:34:44: irgendwie das Handy halt einfach dauerpräsent ist, was hat denn, also könnt ihr da vielleicht
00:34:49: so ein bisschen was dazu sagen, was hat die Digitalisierung in dem Fall durch die ständig
00:34:53: verfügbaren Endgeräte, durch Telefone, durch iPad und so weiter, was hat das mit dem Kits
00:34:57: gemacht, so in Sachen Aufmerksamkeitsfähigkeit im Unterricht, kann man das irgendwie spezifizieren?
00:35:01: Ja, ich mein die Studienlage ist ja auch da eindeutig, dass die Aufmerksamkeit spannend
00:35:05: massiv gesunken sind oder reduziert sind, auch bei uns Erwachsenen übrigens ja ganz
00:35:11: genau so und gleichzeitig ist natürlich eine riesen Chance in der Digitalisierung.
00:35:17: Also das Wissen ist ja wirklich fast unendlich zur Verfügung und in einer sehr, sehr hohen
00:35:24: Qualität zur Verfügung, die ganzen Wissensplattformen, da sehe ich eine ganz enorme Chance und
00:35:30: jetzt gerade auch noch mal bezogen auf das Deeper Learning zum Beispiel, dadurch dass
00:35:34: halt Schüler eben auch, wenn man sie dann verweist, oder diese, schau mal da oder dort,
00:35:41: dass sie wirklich individuell sich auch sehr, sehr schnell und unkompliziert Wissen aneignen
00:35:46: können. Also ich sehe da auch eine riesen Chance und was diese Verweildauer auf Social
00:35:51: Media anbelangt, dass sie ich gar nicht unbedingt als schulisches Problem, das ist ein politisches
00:35:56: Problem und ich wünschte mir auch, dass die Politik hier viel beherzter, einfach Regelungen
00:36:02: schafft, wie es in anderen Ländern schon längst geschehen ist, ja, jetzt in den letzten Monaten.
00:36:07: Sarah, du nix, das heißt wir brauchen ein Handyverbot wie in Australien oder was brauchen wir?
00:36:11: Puh, ja, jetzt nagel mich da nicht fest. Ich finde einfach, also ich würde mal behaupten,
00:36:18: wir sind so die digitalton-natives, wir sind groß geworden und da gab es das noch nicht
00:36:22: und wir sind mit diesen Medien groß geworden und ich glaube schon, dass wir einen anderen
00:36:26: Umgang damit pflegen können und unsere Verantwortung ist es aber, die jungen Menschen da mitzunehmen
00:36:31: und ich habe zum Beispiel unterrichtlich auch Medienbildung bei uns mit fünf Glass Leads
00:36:37: und mit denen habe ich gerade erst gelernt, wie wir mit JetGPT arbeiten können und das
00:36:42: hat ziemlich viel, also es hat denen ultra viel Spaß gemacht, die wussten erst so gar
00:36:46: nicht, wie es geht und dann habe ich da ziemlich viel rumprobiert und habe gemerkt, okay,
00:36:51: meine Kompetenz ist hier, denen beizubringen, dass sie gute Fragen stellen, weil je konkreter
00:36:55: und besser deine Frage ist mit der Anforderung hinsichtlich des Ergebnisses, das du haben
00:36:59: möchtest, desto besser ist das Ergebnis. Und die Kids waren ultra stolz, also nach der
00:37:04: Doppelstunde irgendwie zu ihren, weil dann war wirklich, genau wie du es auch gerade
00:37:07: erwähnt hast, ich gebe einen Rahmen vor, aber ich lass denen sozusagen die Möglichkeiten
00:37:11: Thema auszuwählen, dass ihnen gefällt und dann habe ich gesagt, such doch mal zu eurem Lieblingsthema
00:37:16: und dann war erst mal komplette Überforderung, wie ich muss jetzt selber was entscheiden,
00:37:19: können sie mir nicht was sagen, was ich jetzt da suchen soll und ich so, nee, mach doch mal,
00:37:23: wo du Bock drauf hast. Und dann kommt natürlich super lustige Sachen, so Märchweinchen und
00:37:27: so, keine Ahnung, gutes Kochen und dann gibt es mega, ja, dass die sich einmal für was
00:37:32: entscheiden. Und wo ich aber tatsächlich merke, im Kunstunterricht explizit, ist schon so der
00:37:39: Umgang mit Kreativität, also da sind viele sehr bequem geworden, also ich habe oft, wenn
00:37:44: ich in so gestalterischen Arbeiten oder Aufgaben mich befinde, dann kommt ganz, ganz schnell
00:37:49: immer dieses, äh, Frau Dame, kann ich kurz mein Handy, ich würde da mal was nachgucken
00:37:53: und ich so, ja, was guckst du denn danach? Ja, wie das und das aussieht, dann sage ich,
00:37:57: nee, aber ich will doch wissen, wie du das wahrgenommen hast. Also ich zeige ja absichtlich
00:38:01: kein Bild an der Wand oder ich hänge auch kein Plakat auf, damit du das nachmachst
00:38:05: oder wiederholst, sondern klar ist es auch eine Strategie in der Kunst, dass man sich
00:38:09: abarbeitet an einem Vorbild, das lernt man auch sehr viel dabei, das kann man schon mal
00:38:13: machen, aber permanent sozusagen diese Ideenfindung abzugeben an einen riesigen Kosmos, wo das
00:38:20: schon alles da ist, dann sage ich auch mal, äh, aber klar kannst du jetzt einen Minion
00:38:23: abmalen, was hat denn das mit dir zu tun? Ja, das mag ich halt. Und da merke ich da, bin
00:38:28: ich auf einmal ganz anders gefordert, weil ich dann auf einmal eine ganz andere Art von
00:38:33: Diskurs mit den Schulis führen muss und sage, okay, pass auf, das und das war unsere Idee,
00:38:37: da wollten wir hin, du kannst das als Hilfsmittel verwenden, aber es soll dir doch nicht diese
00:38:41: Entscheidungen oder die Bildfindung abnehmen. Und da merke ich schon, dass, dass, ähm,
00:38:46: dass man da irgendwie sehr klar mit umgehen muss, ich habe am Anfang, wir sind auch eine
00:38:51: superdigitalisierte Schule, bei uns ging das voll krass schnell, also muss ich meine Schulleitungen,
00:38:55: die Frau Konrad ist da echt der Knüller, wir waren so schnell online bei Corona, das war
00:38:59: unglaublich, ja. Und wir haben auch wirklich alle Klassen ausgestattet mit iPads und sind
00:39:05: da sehr hinterher und die Kids können das, ich habe am Anfang auch ganz viel damit gearbeitet
00:39:09: und irgendwann dachte ich mir so, nee, eigentlich müssen die viel mehr anfassen mit ihren Händen,
00:39:14: auch mal aushalten, dass da kein Display ist und auch mal das, was kaputt geht und es
00:39:19: nicht funktioniert und ich bin jetzt wieder ganz stark davon zurückgekommen, versuche
00:39:22: aber in der Medienbildung natürlich eine, ja, eine Aufmerksamkeit oder auch eine Sensibilität
00:39:26: gegenüber dem, was da passiert, in diesem kleinen Fenster, in die riesige Welt aufzubauen
00:39:32: und merke schon auch, dass das gar nicht so einfach ist und ich auch manchmal wirklich
00:39:36: nicht zufrieden bin mit dem Ergebnis, weil ich mir wünschen würde, dass es doch vielleicht
00:39:40: irgendwie anderen Raum dafür hätten.
00:39:42: Ja, ich glaube auch. Also du hast ja jetzt gerade einen ganz wichtigen Begriff genannt,
00:39:47: in dem Diskurs gehen. Also das ist das A und O, glaube ich, im Diskurs sein, im Gespräch
00:39:53: sein mit den Schülerinnen und Schülern und Kontrapunkten setzen. Das ist bei uns auch
00:39:57: die Strategie Kontrapunkte zu diesen digitalen Endgeräte und den Inhalten auch darin. Und
00:40:05: bei uns beispielsweise, wir machen jetzt im Februar eine große Projektwoche, wir wollen
00:40:10: wir in Zukunft gut und gesund miteinander leben und setzen da in der Unterstufe auf
00:40:17: diese Verbindung von Kopfherz und Hand. Also was brauche ich als Mensch, um gesund und
00:40:22: glücklich zu sein? Und in der Mittelstufe fokussieren wir dann auf diese Bedeutung
00:40:29: von der Gemeinschaft. Also wenn ich mich wohlfühlen will und mich gesund entwickeln
00:40:36: will, brauche ich, ich bin ein Teil der Gemeinschaft und dann eben in die Oberstufe gedacht, wie
00:40:42: können wir auch Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen. Und diese drei Bereiche sollen
00:40:46: auch ganz bewusst so ein Kontrapunkt sein zu dieser Vereinzelung hinter dem digitalen
00:40:51: Endgerät, wo ich dann in irgendwelchen Filter blasen, sozusagen hier verschwinde und da
00:40:58: vor mich hindümpel und da mein Selbstbild und mein Selbstwertgefühl generiere.
00:41:03: Das ist ja auch das, ich grätsch kurz rein, das ist ja auch glaube ich das allerwichtigste
00:41:09: Auftrag, den die Schule hat, ist ja, dass wir, ich glaube, es geht gar nicht so sehr um
00:41:13: Lehrinhalte oder um diese Struktur oder diese Bewertung, sondern eigentlich ist es ein
00:41:17: Ort, wo junge Menschen auch mal mit Menschen zusammenkommen, mit denen sie privat nicht
00:41:21: abhängen würden. Und da lernt man so viel über sich selber, über die anderen. Ich mag
00:41:26: Lehrer oder den mag ich nicht, den finde ich super cool, der nervt mich, den finde ich
00:41:30: langweilig. Der Klassenfreund ist mein Liebster und die andere finde ich total nervig. Aber
00:41:34: das ist so wichtig, sich auch auszuhalten und zu merken, dass das alles funktioniert, wenn
00:41:40: man einen guten Weg der Kommunikation findet. Und das ist für mich eigentlich immer wieder
00:41:44: das schönste Moment in der Schule, wenn sowas auch funktioniert. Wir hatten Schule als
00:41:48: Staat und da war ich so stolz, wie viel Eigenverantwortung übernommen haben und wie aktiv die waren
00:41:54: und wie die Gas gegeben haben, als sie gemerkt haben, ah, jetzt dürfen wir mal endlich. Deshalb
00:41:58: bin ich super neugierig auf deine Projektwoche, da hätte ich dann gerne mal die Infos, ich
00:42:02: nehme das direkt mit zu uns. Sehr, sehr gerne, herzliche Einladung an dieser Stelle. Ja,
00:42:07: ich denke Schule ist zukünftig noch viel mehr der zentrale Ort, wo man einfach Gemeinschaft
00:42:13: verhandelt und aushandelt. Ich trainiert ein Stück weit, also da bin ich auch ganz, ganz,
00:42:18: ganz fest überzeugt, dass es die zentrale Aufgabe von Schule in der Zukunft sein wird. Wie können
00:42:24: wir einfach gut miteinander leben? Welche Regeln braucht es da zwingend dafür? Du hast
00:42:28: gerade so schön gesagt, was muss ich reingeben, aushalten, was bekomme ich dafür? Ja, also
00:42:34: ich sehe das auch als die zentrale Aufgabe und weniger eigentlich so diese, diese Inhalt,
00:42:39: also die Inhalte sind natürlich Grundlage für alles, aber dieses soziale Miteinander
00:42:43: zu trainieren, das sehe ich auch die zentrale Funktion von Schule zukünftig. Also wenn man
00:42:50: euch beiden so zuhört, kriegt man direkt wieder Bock eigentlich nochmal an die Schule zu gehen,
00:42:53: die sich tatsächlich gestehen. Du hast vorhin gerade da eben auch so einen wichtigen Punkt
00:42:57: schon erwähnt gehabt in Sachen Social Media, in Sachen rechtspopulistische Tendenzen. Ich habe
00:43:02: es gerade gelernt im Diskurs, eben im Dialog mit den Schülern macht ihr die fit, aber wie
00:43:08: schafft man es denn tatsächlich so ein bisschen, weil ja auch die Fragestellung des Podcasts eben
00:43:11: hier ist, wie wir für die Zukunft lernen, wie lernen wir vielleicht auch für die politische
00:43:14: Gegenwart, für die politische Zukunft, wie schafft man es dann eben die Kids da so ein bisschen vor
00:43:19: allzu einfachen Antworten über TikTok und andere Plattformen halt eben von der falschen Seite,
00:43:25: wirklich jetzt ganz dezidiert gesprochen von der AfD und anderen Populisten, die dafür zu
00:43:30: sensibilisieren, dass es eben halt das Antworten leider nicht immer so einfach sind, wie es vielleicht
00:43:35: auf den ersten Blick scheint. Indem ein Populismus zum Thema macht, also ganz, ganz einfach und
00:43:41: meine Lehrkräfte sind jetzt gerade auch in den letzten Wochen, wo die AfD jetzt wieder so diesen
00:43:48: enormen Aufschwung und Zuspruch erlangt und auch sind wir mal ganz ehrlich, auch diese gute
00:43:56: bürgerliche Mitte, von der immer im Gespräch ist, also ich erschrecke manchmal schon über das
00:44:00: Vokabular, das absolut salonfähig ist und welche Begriffe plötzlich in ganz normale,
00:44:07: in Anführungsstriche normale Diskurse einzukalten und die Kollegen sind da super sensibilisiert,
00:44:15: suchen ganz oft auch thematische Aufhängen im Unterricht, die einen zeitaktuellen Bezug haben,
00:44:21: die einen politischen Bezug haben, Nachrichten, Schnipsel, Parolen, die irgendwo hängen oder
00:44:28: hingespült werden, was auch immer um einfach mit den Schülern darüber zu sprechen oder auch die
00:44:34: ganz einfache Frage an Schüler, was habt ihr in der letzten Woche jetzt an dem Welt, an welchem
00:44:41: Weltgeschehen habt ihr teilgenommen, was habt ihr mitbekommen vom Weltgeschehen und wo und sie
00:44:45: einfach mal sammeln und sie einfach mal sprechen lassen und ihre Gedankenwelt einfach mal ausfallen
00:44:51: lassen und dann Rückfragen, okay, wo hast du das gehört? Könnte das, könnte das vielleicht auch
00:44:57: anders sein, allein solche Fragen einfach reden? Also es ist eigentlich sehr, sehr einfach Raum
00:45:02: aufmachen, um mit den Schülern ins Gespräch zu kommen und echtes Interesse haben, echtes Interesse
00:45:07: haben. Worüber redet ihr gerade, was beschäftigt ihr euch und das halt in einer Regelmäßigkeit,
00:45:12: das soll natürlich ein Eintagswege sein, sondern dass man diese Regelmäßigkeit ist wichtig.
00:45:17: Ja, mir geht es auch darum, dass wir die jungen Menschen auch ermächtigen, kritisch zu sein
00:45:24: und da hatte ich lange das Gefühl, dass es in Schulen eigentlich nicht erwünscht ist, weil es
00:45:28: halt anstrengend, wenn Schulis kritisch sind und es ist aber mein höchstes Gut, den am Ende zu
00:45:34: sagen, ihr müsst in der Lage sein, Dinge auch zu beurteilen, so hinterfragen und auch zu sagen,
00:45:40: das finde ich nicht gut und ihr müsst dann auch versuchen, eine Position zu beziehen und die auch
00:45:44: zu verteidigen. Das ist super wichtig und dafür braucht ihr die Grundlage, dass ihr ein Wissen habt,
00:45:49: worauf ihr euch beziehen könnt, weil so ein stammtisch Talk, das kann ja jeder, das erleben
00:45:54: wir auch täglich, also in der Kunst habe ich einfach, finde ich, die fantastische Voraussetzung,
00:46:00: dass wenn dann die Schülerinnen und Schüler arbeiten an ihrem Projekt und dann habe ich die
00:46:03: Zeit und kann rumgehen und kann auch das Gespräch suchen und beispielsweise haben wir letztens,
00:46:08: ich habe auch eine Vorbereitungsklasse und da habe ich mit denen meinen Traumzimmer gemacht und
00:46:13: da habe ich einen Jungen und der hat da ziemlich brutale Sachen reingemacht, also das, wo ich ihn
00:46:18: echt dann mit einem Translator, weil er ja ganz wenig Deutsch nur kann, habe ich dann versucht,
00:46:22: sehr, sehr lange mit ihm zu sprechen und dann hat er eben erzählt, dass das halt seine Realität ist,
00:46:27: dass er das so wahrnimmt und er hat das gar nicht so negativ, weil ich dachte, oh Gott,
00:46:31: jetzt macht er da noch so eine Waffe rein, ah, was mache ich jetzt und muss ich jetzt die
00:46:34: Schulsozialarbeiterin dazu nehmen, ist das jetzt kritisch oder nicht und dann hat er mir aber
00:46:39: das irgendwie mit Händen und Füßen gezeigt und mit seinem Handy und was er damit eigentlich
00:46:44: erzählen will und dann fand ich das ganz gut, dass er so ein Erinnerungsraum geschaffen hat und
00:46:49: sich sagt, na ja, das ist eigentlich, ist das ja sein Albtraumzimmer, weil er hatte die Aufgabe
00:46:53: anders verstanden und dann dachte ich mir, wow, mega, dass er das geschafft hat, dem so eine Form
00:46:58: zu geben und jetzt damit umgehen kann, ja, also wortwörtlich und genau mit diesen kleinen
00:47:04: Momenten, da lerne ich halt die Schülerinnen und Schüler ganz oft anders kennen als im
00:47:08: Regel Unterricht, würde ich mal sagen und denen auch zu sagen, hey, macht er weiter,
00:47:12: arbeitet daran, guck mal, das ist doch was, was dich interessiert, also ich sehe mich auch eher
00:47:16: als jemand, der in die Richtung zeigt und sagt mal, ah, du guckst jetzt dein, aber hast du mal
00:47:20: darüber hingeguckt, das gibt es ja auch noch mal was und wenn wir das schaffen, ich glaube,
00:47:24: da muss man uns eigentlich keine Sorgen machen, weil die sind ja auch kritisch, die können ja
00:47:27: gut mit diesen Medien umgehen und das ist ja nicht so, dass die nicht miteinander diskutieren,
00:47:32: also was ich teilweise mit kriege in der Pause, was da miteinander diskutiert wird, denke ich mir so,
00:47:36: wow, ihr seid echt cool drauf, ihr geht es ja richtig ab und da muss man manchmal auch bremsen
00:47:40: und sagen, hey, jetzt aber nicht hier verfallen, ihr müsst hier keine Fahne hochheben, sondern lasst
00:47:44: doch jetzt die andere Person auch mal zu Wort kommen, warum sie sich so positioniert hat,
00:47:49: vielleicht wollt ihr die euch ja auch nur provozieren und da merke ich schon, da ist ganz
00:47:53: viel Basiswissen da und auch die Lust an Auseinandersetzung und ich finde auch, dass wir
00:47:57: da als Schulort auch tatsächlich das unterstützen sollten, um zu sagen, ja, frag doch nochmal nach,
00:48:04: nimm das doch nicht hin, ich mache das auch manchmal, dass ich Dinge zeige, die sind unfug
00:48:07: und dann sage ich so, hört es euch, niemanden jetzt gestört, also habt ihr es jetzt einfach
00:48:10: hingenommen? Naja, sie sind ja die Lehrerin, sie zeigen das ja, ich sage so und jetzt Bach bleiben,
00:48:16: ja, weil ich könnte euch ja ganz viel Mist zeigen und ihr sagt, ja, aber die Frau Dame hat ja gesagt
00:48:21: und gezeigt das. So, bleib mal bei mir und bleib mal kritisch und hinterfragt mal Dinge und da
00:48:27: kriegt man schon ganz viel hin und ich finde auch, dass gerade über Kunst und Kultur kann man eben
00:48:31: nochmal über eine andere Ebene von Sprache, die eben oft nonverbal ist, die über eine Empfindung
00:48:37: geht, über ein Erleben, über eine Visualität, die auf ganz andere, auf so ein kollektives
00:48:42: Bildbewusstsein zurückgreift, da kann ich nochmal ganz anders Dinge infrage stellen und kritisch
00:48:49: hinterfragen oder Zugänge zu Themen schaffen, die vielleicht gar nicht so sexy sind. Was vielleicht
00:48:56: gar nicht, also auch nicht unbedingt immer so sexy ist, wenn man sich in der Politik engagiert,
00:49:00: das Stichwort Politik ist schon ein, zwei Mal gefallen. Sarah, was hatte ich dazu bewogen? Also
00:49:06: hat es tatsächlich irgendwie auch so eine Art Wunsch, diesen schulischen Kontext durch eine
00:49:11: politische Laufbahn möglicherweise beeinflussen zu können oder ist es irgendwie zu hochdrahmend
00:49:18: gefragt, was hat dich in den Gemeinderat getrieben? Eher die direkte Arbeit mit der Stadt Stuttgart,
00:49:23: also gar nicht mal so die Schule, da bin ich so ein bisschen desillusioniert, also ich habe auch
00:49:28: schon in anderen Bereichen in Schule gearbeitet und sehe halt, was das für einen riesen Ozeandamfer
00:49:35: ist und ich weiß gar nicht, ob da so viel wirklich, also am Ende vom Tag ist ja die Kompromisse, die
00:49:41: wir heutzutage politisch machen, sind am Ende so, dass alle unzufrieden sind, da würde ich mir ein
00:49:46: bisschen mehr empathische und liebevolle Radikalität wünschen, Dinge auch mal auszuprobieren und
00:49:53: damit die scheitern können. Aber nee, das war nicht mein Ansatz, ich bin ja auch jetzt in der
00:49:57: Kommunalpolitik, die hat ja tatsächlich nichts mit Schule zu tun oder Bildung, sondern nur in
00:50:01: Standhaltung von Gebäuden, ganz trocken gesagt. Mir ging es eher darum, dass ich über den Ort, den ich
00:50:07: fast vier Jahre bespielt habe, den Kulturkiosk, sehr viele Ankünfungspunkte hatte zur Bürgerschaft,
00:50:13: zu den verschiedenen Gremien der Kommunalpolitik und dadurch gemerkt habe, wie viel ich eigentlich
00:50:21: schon alleine verändern und machen kann und was für ein Impact so ein Ort hat, der einfach auch
00:50:26: einlädt und offen ist und daraufhin hatte ich dann einfach wahnsinnig Lust, das professioneller und
00:50:31: größer mit einem besseren Netzwerk zu machen und ich glaube schon daran, dass wir da was
00:50:35: verändern können und gerade im Kulturbereich ist es auch so, dass es nicht so stark parteiabhängig
00:50:41: ist, sondern man auch drüberhin wegarbeitet, weil Kultur und Kunst eben doch wieder eint,
00:50:46: außer bei seiner bestimmten Gruppierung da, die ja im echt irgendwie den Tag schauen. Katja,
00:50:53: was würdest du ganz, ganz platt und plump und oft vielleicht auch gefragt dir von der Politik
00:50:57: wünschen, was dein Alltag als Schulleiterin irgendwie vereinfachen, noch schöner, noch
00:51:02: besser machen würde? Mehr Vertrauen und Zutrauen in uns, in die Schulgemeinschaften, dass sie
00:51:10: Rahmen, also dass, dass man den Rahmen selbst gestaltet, also dass man unter gewisse, gewisse
00:51:16: Rahmenbittigungen wirklich einen hervorragenden Job machen kann, weil nochmal ich nehme wirklich
00:51:21: viele Schulen war, die ja ganz unterschiedliche Voraussetzungen, Bedürfnisse vor Ort haben
00:51:26: und tolle Ideen entwickeln und ich bin ganz fest überzeugt, dass in Zeiten wie diesen Schulentwicklung
00:51:34: dezentral ist. Also dieses Top-Down funktioniert einfach gar nicht mehr in je ungewissere Zeiten
00:51:39: sind und je unterschiedliche Bedürfnisse, also je unterschiedlicher die Bedürfnislagen sind,
00:51:45: muss, geht es ja nur noch dezentral und die logische Schlussfolgerung wäre, dann müssen
00:51:51: auch die Lösungen dezentral entwickelt werden gemeinsam und da braucht es, glaube ich, einfach
00:51:56: dieses Umdenken, also weg von der Hierarchie Top-Down hin zu dezentralen Ermöglichungsräumen,
00:52:05: Persönlichungskultur eigentlich. Also das spiegelt sich ja eigentlich auch genau das, was wir
00:52:09: eigentlich mit den Schülerinnen und Schülern machen wollen, dass ich mir auch denke, wenn
00:52:14: da Menschen sind, wie du, die eine Vision haben, die eine Energie haben und die was machen
00:52:19: wollen, dann verhindere ich das doch nicht. Dann gucke ich doch, wie kann ich denen quasi
00:52:23: das ermöglichen, dass sie ihre Vision umsetzen? Und wenn es beispielsweise Schulen gibt, die
00:52:28: vielleicht das nicht denken, dass ich die dann unterstütze und sage, schau mal, geh doch
00:52:32: mal darüber, besuch die doch mal, wie können wir euch supporten für euch eine bessere
00:52:36: Position zu erarbeiten? Ich finde, es geht wirklich um dieses Unterstützen, es ist Mentoring,
00:52:42: auch was du ja machst, ja, du unterstützt ja auch andere Kolleginnen und Kollegen und
00:52:45: Schulleitungen, darf viel stärker darauf einzugehen, damit die einzelnen Teams auch
00:52:50: sehen, welche Kompetenzen haben wir denn eigentlich schon hier und wo müssen wir vielleicht nur
00:52:54: die Tür aufmachen, damit das passieren kann. Und ich glaube, wenn wir das schaffen politisch
00:52:59: und dann spiegelt sich das ja auch im Unterrichten wieder, dann erleben das ja genau so die
00:53:04: Schülerinnen und Schüler auch und das ist eigentlich das einzige, worum es geht.
00:53:07: In dem Landkompass 2030 gibt es auch so einen wunderbaren Begriff der Co-Agency und ich
00:53:13: denke, da ist unglaublich viel Potenzial, wenn wir eher als Partner gesehen werden, die
00:53:20: gemeinsam die Verantwortung tragen, da würde ganz viel Potenzial stecken und wir hatten
00:53:25: es ja vorher schon mal vom Schauspiel, gerade dieses Co-Konstruktive, was wir ja zum Beispiel
00:53:31: jetzt beim Deeper Learning im Land Design haben. Ich bin ganz fest überzeugt, dass wir auch
00:53:35: Co-Konstruktiv gut in dem ganzen schulischen Bereich die Schullandschaft gestalten könnten,
00:53:42: quer durch alle hierarchischen Ebenen hinweg. Da sitzen überall so viel großartige Leute
00:53:48: mit tollen Ideen und wir kooperieren aber viel zu wenig über die Hierarchiestufen
00:53:54: hinweg. Also das wäre auch ganz konkret, glaube ich, so ein Schatz, den man heben könnte.
00:54:01: Oh ja, das ist absolut recht.
00:54:03: Und wenn wir jetzt zum Schluss des Gesprächs tatsächlich nochmal an den Anfang zurückgehen.
00:54:09: Corona hat für eine neue Definition des Lernens oder von Schule als Ort, habe ich jetzt gelernt,
00:54:18: eben einiges getan. Wie viel es von diesem Drive, von diesem Change, vom Anfang eben
00:54:23: noch übrig und wie viel es mittlerweile so im Alltag auch schon wieder so ein bisschen
00:54:27: ausgefranzt.
00:54:28: Also wir sind es volle Fahrt voraus, würde ich sagen. Wir haben uns da die Butter nicht
00:54:35: mehr vom Brot nehmen lassen. In dem Sinne, es macht einfach unglaublich Lust zu gestalten.
00:54:42: Wir sind auf unserem Weg. Wir entwickeln uns gemeinsam und erkennen dabei, es ist anstrengend
00:54:50: klar, sich zu entwickeln. Es strengt immer an, weil man sich eben, man muss kooperieren,
00:54:55: man muss aushandeln, man lernt gemeinsam, man scheitert gemeinsam. In einer Stelle
00:55:00: legt wieder den Rückwärtsgang ein, um dann irgendwie in einer anderen Seite Straße weiter
00:55:04: zu fahren. Aber der Drive ist in jedem Fall da. Warum? Weil wir spüren, dass es uns gut
00:55:10: tut. Es tut unserer Psyche gut und wir spüren, wir sind auf dem in Anführungsstriche richtigen
00:55:17: Weg, in dem Sinne, was ich vorhin sagte, um diese Passung herzustellen. Wir spüren
00:55:22: bei den Schülern, dass das, was wir tun, also ankommt, in dem Sinne, dass sie andocken
00:55:29: an diese Lernformate, dass das Feedback ein gutes ist. Dass wir gemeinsam überhaupt,
00:55:36: dass wir gemeinsam entwickeln. Es gibt so viel Zuversicht und ich glaube, das ist es ja
00:55:41: genau, was dann Kraft und Energie gibt, wenn man spürt, okay. Was wir tun, macht Sinn,
00:55:48: ergibt Sinn. Es empauert uns, es kommt wieder Energie zurück. Ich habe nicht das Gefühl,
00:55:54: ich stecke hier irgendwie meine ganze Lebensenergie in dem System. Das Veraltet ist Nein. Jeder,
00:55:59: der sich einbringt, kann was bewirken und da fließt Energie zurück, die man schon wieder
00:56:03: quasi führt, dass man im Morgen investieren kann.
00:56:06: Sehr schön. Sarah, von dir noch ein bisschen Energie zum Schluss.
00:56:09: Ich sage einfach immer, jede Art von Störung kann ein positives Moment sein, dieses Stolpern
00:56:15: und dieses kurze, komische Gefühl, das dabei entsteht und dadurch danach, das alles anders
00:56:21: oder offener oder feiner wahrzunehmen, ich sehe das auch als eigentlich ein Vorteil. Also
00:56:27: so schlimm diese Zeit war und so hart die ganzen Momente des Scheiterns gewesen sind,
00:56:32: das war eigentlich schon so eine Art Rettungsmoment fürs Schulsystem, weil auf einmal wirklich
00:56:37: Menschen Initiative ergriffen haben und gemacht haben und zwar richtig, richtig gut gemacht
00:56:42: haben. Und wenn es jetzt bis genau andersrum von down to top mal oben auch ankommt, dass
00:56:47: da Menschen sitzen, die ihren Beruf echt machen, weil sie den lieben, weil sie dafür
00:56:52: brennen und weil sie Verantwortung übernehmen wollen, dass man denen auch einfach die zugesteht.
00:56:57: Das wäre so mein Plädoyer auch an die Politik.
00:56:59: Und das waren noch zwei wunderschöne Schluss. Plädoyers, vielen lieben Dank, dass ihr da
00:57:03: wart. Vielen lieben Dank für eure Zeit. Danke, dass ich auf einmal wieder Lust habe, in
00:57:07: die Schule zu gehen. Bist jederzeit herzlich willkommen, um mal reinzuschnubben. Komme ich
00:57:13: darauf zurück und mache einen Ausschlub nach Feingen. Gehen wir zusammen. So Projektwoche.
00:57:17: So Projektwoche vorbei, würde ich sagen. Herzlichen Dank. So machen wir das, das stinkt super.
00:57:21: Ich hatte ja ein bisschen Sorgen vor dem Podcast, weil ich mir dachte, oh Gott, Thema Schule,
00:57:24: da schimpfe ich immer ganz viel, weil ich ganz viele Dinge auch ganz schlimm finde. Und
00:57:30: danke, dass du den so positiv geleitet hast. Und mit Katja zusammen war es natürlich Bombe,
00:57:36: weil du einfach so eine Person bist. Du bringst da so einen anderen Zugang mit rein. Und es
00:57:42: macht total Spaß, auch dich so auf anderen Ebenen zu begleiten. Weil wir hatten ja schon
00:57:46: mal das Vergnügen bei Teachers on Stage. Da hat sie auch ihre Schule und ihre Arbeitsweise
00:57:50: präsentiert. Und da dachte ich mir, oh wow, da geht doch noch mal mehr. Weil ab und zu,
00:57:55: glaube ich, sind wir auch ein bisschen genervt oder auch frustriert. Und dann sonst wird
00:57:59: man uns ja nicht bewegen. Genau. Und das sind aber auch die Motoren, die uns wieder arbeiten
00:58:03: lassen. Und deshalb danke dir, dass es jetzt Spaß gemacht hat, über Schule zu reden.
00:58:07: Ich danke dir. Ich hatte mich echt auch auf mehr Motzen eingestellt, aber so auch schön
00:58:11: wir machen. Hilft ja nichts.
00:58:12: Nee, bringt ja nichts, genau.
00:58:13: Nicht Motzen machen, genau.
00:58:15: Die nächste Folge Kunst und Quer könnt ihr auf der Website der Kulturregion Stuttgart,
00:58:21: Kulturregion-Stuttgart.de oder auf iTunes, Spotify oder dieser nachhören.
00:58:26: Hä? Was?
00:58:28: Hä?
00:58:29: Hä? Kannst du es bitte noch mal sagen?
00:58:30: Auf gar keinen Fall. Die nächste Folge Kunst und Quer könnt ihr auf der Website der Kultur
00:58:34: Region Stuttgart, Kulturregion-Stuttgart.de oder auf iTunes, Spotify oder dieser nachhören.
00:58:39: Wenn ihr die Kulturregion auf Instagram oder Facebook abonniert, erfahrt ihr immer alles
00:58:44: Wissenswerte über den Podcast, seine Themen und seine Gäste.
00:58:47: Über Fragen, Kritik, Anregungen und Wünsche würden wir uns sehr freuen. Gerne könnt ihr
00:58:54: aber auch einfach nur den Moderator per E-Mail beschimpfen. Wir freuen uns auf das Feedback
00:58:58: per Mail an Podcast@Kulturegion-Stuttgart.de
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